Zur Situation selbst kann hier wohl keiner von uns etwas sagen. Wir kennen nur deine Schilderung und so wie du dich ausdrückst ist wohl davon auszugehen, dass die Gegenseite eine ganz andere Sicht der Dinge hat. Zudem verschweigst du uns wesentliche Dinge wie was vertraglich genau vereinbart gewesen ist und letztlich auch, ob du dein Geld erhalten hast oder dich mit denen noch streitest.
Aber für den Fall, dass es dir rein um die Situation vor Ort geht, um vielleicht beim nächsten Fall dieser Art besser klar zu kommen, wäre eine neutralere Darstellung deinerseits besser geeignet. Einige Formulierungen von dir klingen, als ob a) du dir deinen eigenen Frust von der Seele schreibst und b) ziemlich unsinnig, wenn man mit klarem Kopf drüber nachdenkt.
"eine Show für Corona-gelangweilte Bürodamen" : Zunächst mal gilt das Gebot des Homeoffice wann immer möglich. Hast du mal drüber nachgedacht, ob vielleicht nur eine Rumpfmannschaft da war und viel Equipment einfach in die Homeoffices umgezogen ist? Selbst wenn sie vor Ort wenig zu tun haben, wir haben Corona. Da holt sich niemand extra einen Entertainer gegen Langeweile ins Haus. Hast du von dir aus angesprochen, wie sich so ein Shooting mit deren Hygiene-Konzept in Einklang bringen lässt? Vielleicht waren die Bürodamen (kling übrigens auch überheblich, neutral sind es Angestellte) auch nur genervt und einfach nicht so direkt in Ihrem Ausdruck wie der Chef. Dem steht sowas auch zu…
"das die Bürodamen hier gar kein Shooting wollten sondern eher wohl ein Coaching" : Realistisch ist wohl, dass kein Unternehmen A bestellt, wenn es eigentlich B erwartet. Ich vermute hier zweierlei. Wenn es um Fotos der eigenen Person geht, die dann auch noch veröffentlicht werden (Web-Präsenz) sollen, reagieren viele eben sehr eigen. Darauf sollte man gut vorbereitet sein und da ist es ebenso natürlich, wenn diese größte Scheu davor gebrochen ist, auch jeder gut aussehen möchte. Möglicherweise sind Frauen da noch eitler als Männer, aber selbst wenn es mehr um den Arbeitsplatz geht als um die ausschmückende Person, sie möchten dennoch gut aussehen. Kurzum, hier ist zu erwarten, dass die "Unkundigen" Hinweise (ich will mal nicht Anweisungen sagen) erwarten, wozu neben z.B. der Körperhaltung auch etwas zum Styling gehört. Kommt so etwas nicht, machen die Beteiligten auch schnell mal dicht und es entsteht die Atmosphäre, wie sie von dir beschrieben ist. Möglicherweise war unter den Anwesenden vielleicht auch eine Hobby-Fotografin – sind ja quasi alle in Handy-Zeiten - , die die Gelegenheit einfach nutzen wollen, um etwas Wissen abzugreifen. Auch sowas ist normal und verständlich, sprich man muss passend damit umgehen, damit die Beteiligten sich nicht abwenden. Blockierst du Ihre Neugier, ist klar wie die Antwort ausfällt.
"Oder man wollte bewusst eine Situation schaffen, um später möglichst viel reklamieren zu können" : Klingt ziemlich schräg für mich. Wenn man einen Auftrag vergibt, als Unternehmen also Geld in die Hand nimmt, erwartet man auch eine bestimmte Leistung. Warum sollte jemand im Vorfeld etwas boykottieren, was er eigentlich haben will? Freiwillig nach Streitigkeiten mit einem Lieferanten suchen, sorry, für mich klingt das mehr danach, als ob du dir etwas aus den Fingern saugst, um das misslungene Shooting zu rechtfertigen. Dazu passt auch "Auch waren Fenster nicht geputzt". Klar ist das nicht optimal, aber hier sage ich a) dass dies einer guten Porträtierung nicht primär im Wege steht und es geradezu deine Aufgabe ist, hier Situationen zu schaffen, wo dies keine Rolle spielt bzw. dies nicht auf den Fotos sichtbar wird. B) sollte dir auch klar sein, dass Unternehmen in Corona-Zeiten sparen, wo es nur geht. Da wird monatliches Fensterreinigen schon mal auf jährlich umgestellt. Sorry, für mich ist das aus einer Mücke einen Elefanten machen.
Oder hast du erwartet, dass dir parallel zum normal laufenden Firmenalltag ein roter Teppich ausgerollt wird und alles auf Hochglanz poliert ist, damit der Meister perfekt arbeiten kann und nicht über Gebühr dabei beansprucht wird? Willkommen im realen Leben des Dienstleisters, besonders in Corona-Zeiten.
Um noch Deine Frage zu beantworten: Ich kenne solche Situationen, wenn auch auf einem völlig anderen Metier. Ich weiß was es bedeutet, wenn man als Inhouse-Experte auftritt. Die kaufen dich mit all deinem Wissen, was quasi mit Haut und Haaren meint. So ist nun mal die Erwartung an jemanden, den man teuer bezahlt. Und manchmal ist es ebenso, dass mehr das psychologische Geschick gefragt ist als rein das technische Knowhow. Gerade solche Situationen fordern heraus, um das Schiff in die richtige Richtung zu lenken. Auch wenn ich nicht Kapitän oder Lotse auf der 'Ever Given' bin, für mich ist die Fotografie reines Hobby und frei nach dem Schuster-Prinzip, bleib bei deinen Leisten, kommt mir nicht in den Sinn, eine teure Ausrüstung durch Kleinaufträge gegenzufinanzieren. Wenn dich "leere Schreibtische" und "ungeputzte Fenster" vor Ort bereits stressen, weißt du jetzt, dass Shootings eben mehr sind, als das pure Equipment und dem Wissen, wie ich es bediene. Ansonsten kann ich mich Hermann allumfänglich anschließen.
Grüße Thomas
Urheberrecht, Modelrelease, Agenturverträge – hier geht es um alle Rechtsfragen, die einem Fotografen begegnen können. Diskutier mit und erhaltet wertvolle Tipps von anderen Mitgliedern. (Keine verbindliche Rechtsberatung!)
Diskussion
Letzter Beitrag
Beiträge / Klicks