Zurück zur Liste
Töchter der Frauenzimmer

Töchter der Frauenzimmer

1.515 2

Rudolf Aloisius Wiese


kostenloses Benutzerkonto, Berlin

Töchter der Frauenzimmer

"Warum weinen, fragt das Gelächter.
Warum lachen, fragen die Tränen."

Abends gegen 22.28 Uhr (Er hatte genau auf die Uhr geschaut, denn das tut er immer, wenn er aufgeregt ist.) nahm er sein Handy in die Hand und wählte die ihm mittlerweile wohlbekannte Telefonnummer. Viktorias Stimme meldete sich. Erst schwieg er, dann las er ihr ein Gedicht von Bobrowski vor:
"...Ach,es ist der helle
Glanz, das Sommergestirn,
fortgeschenkt, am Feuer
hockt der Märchenerzähler,
die nachtlang ihm lauschten, die Jungen
zogen davon.
Einsam wird er singen:
Über die Steppe
fahren Wölfe, der Jäger
fand ein gelbes Gestein,
aufbrannt' es im Mondlicht."

Viktoria hörte zu und lachte dann ganz leise. "Du wirst nicht einsam singen, mein Lieber. Ich vermisse dich." Er schluckte und sagte nichts. Dann knödelte er ihr einen Satz durchs Handy: "Du musst unbedingt hierher kommen. Hier ist das Paradies der Schwäne, Angler und einsamen Menschen." "Ich werde kommen, wenn du am Donnerstag nicht zurück fährst. Ruf mich morgen in der Buchhandlung an. Ich werde sehen, ob ich Freitag einen freien Tag bekommen kann." Als sie dies sagte, glühten seine Wangen auf einmal, und über seine Nase streifte der durch die Scheibe schauende Mond und zeigte dem Spiegel einen Schweißtropfen.

Siehe vollständigen Text unter: www.smuel-seaweed.eu / Fortsetzung

Kommentare 2

Schlagwörter

Informationen

Sektion
Views 1.515
Veröffentlicht
Sprache
Lizenz