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Siehst du den Ton?

Siehst du den Ton?

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Dietmar Rosenheinrich


Premium (World), Berlin

Siehst du den Ton?

Kinästhesie-Training gehörloser Vorschulkinder


Gescannt vom 18x24-s/w-Abzug

PentaconSix, Zeiss Biometar 2,8/80, Blende 2,8, 1/60, NP 27/400 ASA, Ausgleichsentwicklung

Tonwertkorrektur, entstört, coloriert, getönt, gerahmt

Kommentare 5

  • Dietmar Rosenheinrich 7. September 2007, 10:41

    ...grüß Dich Detlef,
    bei beiden zeigte die Ampel im Moment der Aufnahme gelb - zu leise.
    Die Colorierung war lediglich als Unterstützung des Textes (Bildunterschrift) gedacht - und auch Spielerei.
    Mit der Ablenkung hast Du sicher Recht.
    So ein Farbtupfer in einer s/w-Aufnahme lenkt wohl immer den Blick auf sich.
    Schöne Grüße von olle HuDi
  • Dietmar Rosenheinrich 4. September 2007, 22:46

    @Heidi, von unseren fünf Sinnen können nur zwei zur "Sichtbarmachung" von Tönen genutzt werden - die optische und die taktile Wahrnehmung.
    Ich könnte mir vorstellen, daß auch in diesen Bereich der Audiologie die Computertechnik Einzug gehalten hat. Man könnte beispielsweise statt der Ampel da oben Animationen auf dem Bildschirm zappeln lassen zur Erhöhung des Spaßeffekts. Das Prinzip bliebe jedoch gleich.
    Es gab noch Geräte, mit denen die vom Mikro empfangenen Töne auf Metallmembranen in Schwingungen versetzt wurden. Man konnte so den Ton "ertasten". Diese Geräte haben sich nicht bewährt, weil es mit ihnen nicht möglich war, laute und leise Töne differenziert darzustellen, und noch schwieriger war es, diese Vibrationen zu ertasten.
    Effizienter ja, aber einfacher ist die Ausbildung bestimmt nicht geworden.

    @Klaus-Dieter, "Deine" LRS-Kinder und "meine" Hörgeschädigten haben eins gemeinsam - der Schaden wird immer wieder zu spät erkannt und die Kinder beider Gruppen oft genug als Dummdösel abgestempelt.
    Das Gerät da oben war trotz seiner Größe damals tatsächlich auf dem neuesten Stand der Technik. Die "Sichtbarmachung" von Tönen und vor allem die individuelle Einpegelung steckten international noch in den Anfängen.
    Eins der Hauptprobleme waren (in der DDR) die fehlenden elektronischen Bauteile, und die Techniker waren gezwungen, im T34-Format zu bauen.
    Für uns wars spannend, die Kinder zu beobachten, und wir freuten uns mit ihnen, wenn es ihnen gelang, die Ampeln wunschgemäß aufleuchten zu lassen.
    Da ich die Kamera ständig dabei hatte, war sie für die Kinder nach drei Tagen Neugier und "auchmalknipsen" kein Problem. Sie waren völlig unbefangen.
    Und hochgeladen habe ich die vier Fotos nicht nur aus Nostalgie, sondern auch, um eine Lanze für die Hörgeschädigten zu brechen.
    Sie leben mit uns, und nur wenige wissen etwas über sie bzw. von ihnen.
    Wenn nur zehn Leute meine Erläuterungen lesen, ist das schon mal gut.
    Und mich freuts, daß Dir die Aufnahme gefällt.
    DANKE für Eure Anmerkungen und schöne Grüße von olle HuDi.
  • KDH 4. September 2007, 19:27

    ein wunderschönes Bild, Dietmar - nicht nur von der ausgezeichneten Qualität sondern in erster Linie auch vom Thema ... auch ich kenne aus meiner Arbeit solch ähnliche Technik für Legastheniker und der technische Fortschritt ist sicherlich nützlich, wobei dieses Gerät zu seiner Zeit äußerst modern war ... und das Gelb der Lichtorgel ist natürlich das i-Tüpfelchen ;-)))

    viele Grüße, Klaus
  • Heidi G. K. 4. September 2007, 17:23

    Hallo Dietmar, vielen Dank für die anschauliche Schilderung. Da bin ich mir sicher, dass in diesem Bereich die Technik nicht stehen geblieben ist. Sicherlich ist das Training mit den gehörlosen Kindern mit der modernen Technik einfacher und effizienter geworden.
    Gruß Heidi
  • Dietmar Rosenheinrich 4. September 2007, 14:51

    @Heidi und Kerstin
    Hier eins der Fotos aus der Montage unten.
    Worüber wir mit unseren normal funktionierenden Sinnen uns keinerlei Gedanken machen, ist tauben Menschen gänzlich unbekannt.
    Wer denkt schon darüber nach, daß es laut und leise gibt oder hohe und tiefe Töne oder gar, daß zur (menschlichen) Tonerzeugung Muskeln bewegt werden müssen.
    Und genau darum geht es in dem Spiel der beiden Spätzchen.
    In einem Forschungsprojekt der HU-Berlin wurden unter Prof. Lindner verschiedene Geräte entwickelt, die den gehörlosen Kindern ihre eigenen Töne gewissermaßen sichtbar machen.
    Dieses Gerät ist nach dem Prinzip der Lichtorgel aufgebaut, und die Ampelfarben lassen sich individuell einpegeln, wobei
    gelb: zu leise,
    grün: normal,
    rot: zu laut bedeutet.
    Nach unendlich vielen Übungen "merken" sich die Muskeln des Sprechapparats, wie sie zur Tonerzeugung arbeiten müssen.
    Kinästhesie-Training wird dieses Spiel genannt, und die Kinder hatten viel Spaß daran, die einzelnen Ampeln zum Leuchten zu bringen.
    Kinästhesie ist die Fähigkeit der unbewußten Steuerung von Körper- bzw. Muskelbewegungen.
    Der Begriff taubstumm wird von Gehörlosen als diskriminierend empfunden, weil gehörlos nicht gleichbedeutend mit stumm ist.
    Und ja, Kerstin, es war der gleiche Kindergarten.
    Die Aufnahmen sind 1975 entstanden, und die Technik dürfte sich entscheidend weiterentwickelt haben.
    Erst ich, dann du
    Erst ich, dann du
    Dietmar Rosenheinrich

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