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Kampf der Giganten

Kampf der Giganten

2.029 10

Florian Lange


Premium (Basic), Hagen

Kampf der Giganten

Auch wenn auf diesem Bild etwas mehr zu sehen ist, als auf meinem letzten Brunftfoto (;-), ist das natürlich nicht die Aufnahme von der ich eigentlich geträumt habe.
Leider ist dieses Revier sehr überlaufen und mittlerweile auch von Pilzsuchern stark frequentiert (welche natürlich das Wild viel mehr stören, als die normalen Spaziergänger auf den Wegen), so dass ich meine Hoffnung, die Hirsche bei Tageslicht vor die Linse zu bekommen, endgültig aufgeben musste. Erst ab 20:00 Uhr kommt langsam Bewegung in den Wald.

Da ich das fast befürchtet hatte, habe ich mir bereits im Vorfeld Gedanken gemacht, wie man denn zumindest dokumentarisch die Brunft im Bild festhalten könnte. Bereits bei meinem letzten Besuch hatte ich versuchsweise mal den Blitz blind ausgelöst, um zu testen, ob und wenn ja wie das Rotwild darauf reagiert. Erstaunlicherweise konnte ich überhaupt keine Reaktion feststellen. Obwohl das ganze Rudel auf der Wiese stand, zeigte kein einziges Tier irgendeine Verhaltensänderung. Noch nicht einmal das Fressen (Äsen) wurde unterbrochen.

Allerdings brachte mich diese Erkenntnis nicht sonderlich weiter, da ich ja nachts durch den komplett schwarzen Kamerasucher weder die Tiere anvisieren, geschweige denn scharf stellen kann. Da kam mir die Idee, einen Laserpointer sozusagen als Zielmarkierung einzusetzen. Ob das rein technisch klappen würde, wusste ich zwar nicht (auch die Suche in diversen Foren ergab für die benötigten Reichweiten keinen Aufschluss), aber trotzdem hatte ich mir schnell einen ganz normalen Laserpointer bestellt, der auch grade noch pünktlich am Freitag ankam. Das Problem war jetzt noch die Montage an der Kamera, die ja exakt parallel zur optischen Achse erfolgen musste und dann auch noch möglichst nah am Objektiv, um die Abweichung bei verschiedenen Entfernungen gering zu halten. Meine ursprüngliche Idee, den Pointer einfach mit Tape an der Sonnenblende zu montieren erwies sich schnell als unbrauchbar. Da die Zeit drängte, packte ich alles an Klammern und Gewindeköpfen zusammen, was ich so fand und nahm den ganzen Krempel mit zum Ansitz. Nach einiger Zeit hatte ich dann eine ganz brauchbare Konstruktion zusammengebastelt. An eine Blitzschiene, die ich an der Kamera montierte, kam ein kleiner Kugelkopf, an dem ich wiederum eine Schraubklemme befestigte, in die der Laser eingespannt wurde.
Dazu kam dann natürlich noch der Blitz mit Teleaufsatz. Den Blitz musste ich bei den Aufnahmen leider in der Hand halten, weil ich keine Befestigungsmöglichkeit an der Konstruktion mehr frei hatte.
Als es dunkel wurde musste ich nur noch den Laser exakt auf das mittlere AF-Feld ausrichten und auf die Hirsche warten. Auch in der Praxis erwies sich das Prinzip als recht brauchbar. Durch das Fernglas konnte ich den Hirsch beobachten und mit dem Laser die Kamera entsprechend ausrichten. Dann scharf stellen, Laser aus, Blitz in Hand nehmen und auslösen.

Galeriebilder entstehen so natürlich nicht, aber das nächtliche Treiben kann man ganz gut dokumentieren.

Großes Glück hatte ich dann, als neben dem Platzhirsch mit seinem fünfköpfigen Harem plötzlich ein weiter Hirsch mit vier Damen den Platz betrat. Etwa fünf Minuten zogen beide parallel über die Wiese, wobei jeder versuchte, den anderen von seiner Größe und Überlegenheit zu überzeugen. Doch in diesem Fall klappte das nicht und ich hatte dadurch die seltene Gelegenheit den nachfolgenden Kampf auf etwa 90m live verfolgen zu können. Gut zwanzig Minuten dauerte das heftige Gefecht, bis der im Bild rechts zu sehende Hirsch geschlagen das Feld räumte. Zurück blieb der ebenfalls völlig erschöpfte Sieger, der nun vier weitere Frauen hatte, um die er sich kümmern musste. Ob sich der Aufwand gelohnt hat erscheint mir zwar fraglich, aber das ist ja seine Sache (;-))))

Jedenfalls habe ich mich sowohl über das Erlebnis, als auch über die Bilder riesig gefreut, auch wenn die Aufnahme an sich natürlich qualitativ nicht mit den sonst so gezeigten Brunftbildern mithalten kann. Ist eben technisch nur ein flach wirkendes Blitzfoto, aber inhaltlich für mich trotzdem etwas Besonderes.

Ich hoffe der lange Text stört euch nicht, aber grade bei diesem Bild fand ich den Hintergrund ganz interessant.

Aufnahmedaten: Canon 5DMII, manuell: 500mm bei f4, 1/50 sek. und ISO 3200. Laserpointer + Stativ und Teleblitz; Aufnahmezeit: ca. 24:00 Uhr

- wildlife -

Kommentare 10

  • H STi 5. November 2009, 6:08

    Grossartig!
  • Kerstin Thümecke 30. Oktober 2009, 8:41

    Uaaah, was für ein Erlebnis.
    Ich konnte sie bisher auch nur hören und schemenhaft erkennen. Allein das, ist den nächtlichen Ausflug in den Wald wert.
    Daran gedacht, die Kamera mitzunehmen, hab ich allerdings nie. Aber dafür hab ich ja ab sofort dich, du kannst mir die Fotos dazu liefern. *grins*
    LG, Kerstin
  • Rainer und Antje 6. Oktober 2009, 14:25

    Trotzdem gut, auch wenn die Quali hinkt. das Motiv soll Dir erst einmal jemand nachmachen.

    vg rainer
  • Valdy 6. Oktober 2009, 5:05

    Florian ich bewundere deine ausdauer und dein ideenreichtum, wie du was am besten machst!!! und was Jürgen oben schreibt, ist eigentlich nicht nett, hätte er deinen text aufmerksam gelesen, dann wüsste er, dass du einem tier nie schaden würdest!!!
    mach weiter so - auch wenn die quali nicht perfekt ist, ist es trotzdem schön anzuschaun!!!

    vlg Valdy
  • Hubertus R. Becker 5. Oktober 2009, 20:39

    Hallo Florian,
    eine wahrhaftig interesante und auch sehr gut gelungene Aufnahme zweier kämpfender Hirsche. Ein Anblick der auch den versiertesten Rotwildfachleuten nur sehr selten vergönnt ist.
    Zur Blitzfotografie - natürlich ist das auch nicht gerade mein Fall bei der wildlifefotografie. Ich bin aber der Meinung, dass eine Reihe Tierarten nur durch irgendwelche moderne Technik fotografisch festzuhalten ist, da sie von Natur aus nacht- oder dämmerungsaktiv und daher bei gutem Fotolicht einfach unsichtbar sind. Schlimm genug, dass das eigentlich tagaktive Rotwild dies vielfach nicht mehr ist. Ich arbeite bspw. ehrenamtlich auch im Wildtiermonitoring - bin Luchsberater in der Eifel - wissenschaftlich wird da auch mit Fotofallen gearbeitet und daher auch vielfach geblitzt. Es geht dabei natürlich nicht um ästethisch schöne Bilder sondern um Forschung und Dokumentation. Die Tiere zeigen sich davon unbeeindruckt.
    Das man diese Aufnahme nicht mit einem Fotohandy hinbekommt, ist wohl klar und muss nicht weiter diskutiert werden und das du dich jetzt nicht auf die Wildlifefotografie mit Laserpointer und Blitz verlegst, dürfte auch klar sein. Herrn Hanke ist zu empfehlen sich einmal deine Seite etwas genauer anzusehen - dann wird er sein Urteil wohl revidieren.
    Jedenfalls eine technisch gelungene Sache und eine spannende Szene. Danke, dass du es uns zeigst. Und trotzdem schade, dass du nicht die Bilder hinbekommen hast, die du dir gewünscht hättest.
    Wer schafft das schon - wildlife. Die Momente sind sehr selten und irgendetwas passt dann meist nicht - Licht, Hintergrund, Vordergrund etc. - ständig geht was schief. Also - ich find es jedenfalls rundum so gelungen, wie es bei der Vorgeschichte geht und wünsche dir, dass du beim nächsten Mal den Blitz getrost stecken lassen kannst.
    LG Hubertus
    LG Hubertus
  • Andreas E.S. 5. Oktober 2009, 18:32

    Hallo Florian. Ich finde es großartig, dass du mithilfe von vielen Überlegungen und Erperimenten doch zu diesem Foto gekommen bist. Ich denke, dass das einen begeisterten Tierfotografen auszeichnet, dass er sich Mühe macht, das Verhalten der Tiere kennt und berücksichtigt. Es klingt für mich ganz schön arrogant, wenn Jürgen Hanke von "selbsternannten Tierfotografen" spricht. Wer ernennt ihn denn zu diesem Urteil???. Gehört das in die Kategorie, in der die Jäger immer von selbsternannten Tierschützern sprechen? Ich betreibe seit über 50 Jahren Tierfotografie und bin über diesen Zeitraum aktiv im Naturschutz tätig. Natürlich habe ich 1960 Aufnahmen am Greifvogelhorst gemacht.Damals war das noch nicht verpönt. Das Versteck im Gegenbaum hat mich nichts genützt, denn der Habicht wurde vom Objektiv gestört. Das sind Fehler, die der Anfänger lernen muß. Obwohl ich selbstverständlich möglichst den Einsatz von Blitzlicht vermeide, habe ich die Erfahrung gemacht, dass Tiere sich fast nie drum kümmern. Ich habe im September eine Woche lang jeden Abend auf der Terasse einer Schwägerin die im Nest übernachtenden Rauchschwalben fotografiert. Die Vögel waren 14 Tage vorher flügge geworden; kehrten aber jeden Abend in ihr Nest zurück. Für mich war die Tatsachen neu, dass Vögel ihr Nest nicht nur zur Aufzucht der Brut benutzen, sondern auch zum Übernachten. Die Vögel wurden aus einer Entfernung von 4m geblitzt und zeigten keinerlei Reaktionen. Ich habe diese Fotos jeden Abend gemacht, um dieses Verhalten über eine Woche zu dokumentieren. Ich bin mit dir völlig der Meinung, dass deine Aktion den Hirschen sicher nicht geschadet hat und sie in irgendeiner Weise beeinflußt hat.
    VG Andreas
  • michael mandt 5. Oktober 2009, 18:24

    ich will auch mal etwas betragen.........reicht?
    okay dann nicht. ;-)

    der erste blick auf deinem bild sagte mir "ein schweres unterfangen".........und trotzdem mit einem gutem ergebnis, wenn gleich du es auch besser kannst.
    ich finde deine doku eigentlich richtig gut, wenn da nicht dein text drunter stehen würde, der mein interesse in richtung deiner konstruktion ebenfalls geweckt hat. nennen wir es making off??
    was hälst du davon uns einmal hier von ne doku zu präsentieren? ich würd mich freuen und möchte mit meinem beitrag keinen neuen thread eröffnen.

    lg
    michael

  • Florian Lange 5. Oktober 2009, 17:46

    Hallo Jürgen,
    Vielen Dank für deine kritische Anmerkung. Ich finde es grundsätzlich gut, Bilder und Aufnahmetechniken kritisch zu hinterfragen. Grade im Bereich der Naturfotografie ist da sicherlich schon viel Schaden angerichtet worden.
    Zu deiner Aussage:
    Dass die Aufnahme qualitativ nichts Besonderes ist, habe ich bereits selbst angemerkt. Allerdings bezweifle ich, dass es mit einem Fotohandy möglich ist, auf 90m eine derartige Aufnahme, noch dazu mit ISO 3200 aufzunehmen. Die hohe ISO Zahl habe ich bewusst gewählt, um den Blitz nicht mit voller Leistung zünden zu müssen. Theoretisch hätte ich auch ISO 100 wählen können; mit der dementsprechend höheren Lichtintensität vom Blitz.
    Was den Laserpointer und den Blitz angeht: Sicherlich sollte man, auch wenn man den Laser ohnehin nicht auf den Kopf des Tieres richten sollte, da es sich spätestens dann gestört fühlen würde, natürlich keinen Laser der Schutzklasse 3 einsetzen, da von diesem in der Tat Augenschäden hervorgerufen werden könnten. Bei Schutzklasse 2 wird innerhalb von 25ms der natürliche Lidschlusseffekt hervorgerufen und eine Schädigung des Auges dadurch verhindert. Gefährlich wird so ein Laser allerdings bei alkoholisierten Personen, da die Reflexe verlangsamt sind. Die Hirsche waren nüchtern! Ein ständiges Anvisieren mit dem Laser verbietet sich ohnehin, da es die Tiere nervös machen würde.
    Dass der Blitzeinsatz bei Wildlifefotografen verpönt ist, ist so pauschal nicht richtig. Sehr viele Profifotografen setzen regelmäßig einen Aufhellblitz ein. Richtig ist allerdings, dass der Blitz als Hauptlichtquelle, wie bei diesem Bild, eigentlich nicht verwendet wird, weil die Bildergebnisse einfach nicht zufriedenstellend sind (Schlagschatten, flacher Bildeindruck etc.). Das oft angeführte Argument, die Netzhaut der Tiere würde beschädigt, ist (zumindest beim heimischen Schalenwild) Quatsch! Selbst als Laie muss man sich nur überlegen, welche Lichtenergie von einem Gewitterblitz im Vergleich zu einem (auf 90m gezündeten) Fotoblitz ausgeht. Sachlich habe ich mich schon während meines Studiums (Schwerpunkt Wildtierbiologie) mit der Thematik befasst. Es gibt eine interessante Studie der TK Hannover, die im Vergleich mit dem Elektroretinogramm (ERG), welches sowohl in der Veterinär- als auch in der Humanmedizin gängige Praxis ist, eine schädigende Wirkung des Fotoblitzes für unsere heimischen Schalenwildarten ausschließen, zumal im Gegensatz zum ERG der Fotoblitz keine Dauerbelastung ist. Bei wirklichen Interesse an der Thematik frag doch dort mal nach.
    Aber abgesehen von der wissenschaftlichen Sicht, muss man sich doch nur die Reaktion des Tieres ansehen, dann braucht man oft keine groß angelegten wissenschaftlichen Studien. Wenn das Tier noch nicht einmal das Äsen stoppt und zumindest in Richtung des Blitzes sichert, kann wohl kaum eine gravierende Belastung der Netzhaut vorliegen. Dies würde eher zu einem panischen Flüchten oder zumindest zu einer kurzfristigen Orientierungsstörung führen. Beides lag in keinem Fall vor!

    Dass dir das Foto nicht gefällt ist für mich völlig in Ordnung und technisch auch für mich völlig nachvollziehbar. Eine Gefährdung der Tiere (egal welcher) auf Kosten eines Fotos lasse ich mir allerdings nicht unterstellen. Im Gegensatz zu vielen anderen mache ich mir durchaus Gedanken um die Beunruhigung oder Störung des Wildes – und zwar vor der Aufnahme. Das war auch in diesem Fall so und auch im Nachhinein halte ich diese Aufnahme für absolut unbedenklich für die Hirsche. Zustimmen würde ich dir, wenn ich versucht hätte die Tiere im Einstand bei Tageslicht zu fotografieren. Den Einstand kenne ich ganz genau und würde wahrscheinlich auch auf Fotoentfernung herankommen, aber das würde die Tiere sicherlich stören, von daher muss ich eben auf meine erhofften Bilder verzichten.
  • A. Lötscher -Bergjäger- 5. Oktober 2009, 17:32

    Ein grossartiges Spektakel hast du hier festgehalten!!!
    Sowas gelingt nicht alle Tage!!
    Danke für den ausführlichen Beschrieb, interessante Geschichte.

    @Jürgen Hanke
    Da möchte ich mal sehen wie du eben ein solches Bild mit einem Fotohandy machst.
    Warum soll das Anblitzen von Tieren in der Nacht ein NoGo sein. Ist das Schlimmer als die Scheinwerfer der fahrenden Autos in der Nacht, oder Möchtegerntierfotografen die ohne vertiefte Kenntnisse der Wildbiologie durch das Gelände rasen???
    LG Bergjäger
  • Walter Weigelt 5. Oktober 2009, 14:27

    Hallo Florian,
    das ist ja mal eine spannende Story. auch wenn, wie du schon schreibst,die Aufnahme nur ein flach wirkendes Blitzfoto ist.
    So ergibt sich doch aus deiner Schilderung über die Aufnahmeumstände mit dem Fotos zusammen eine echt gelungene Dokumentation. Vor allem wenn man auch noch den Aufnahmezeitpunkt berücksichtigt.
    So ein wenig erinnert mich das ganze an Schilderungen aus der Pionierzeit der Wildfotografie.
    Ich selber habe vor vielen Jahren einmal auf ähnliche abenteuerliche Weise Aufnahmen von einer Waldohreule im Horst gemacht. Aufgrund der dort herrschenden Bel.Verhältnisse mußte ich auch blitzen. Nun ja, heute würde ich das nicht mehr machen(also die Horstfotografie).
    Ich hoffe,du hast noch mehr Aufnahmen aus der Nacht,die du uns hier präsentieren kannst.
    LG
    Walter