Zurück zur Liste
Ein kurzer Blick in das Grab des Amen-em-inet (TT 277)

Ein kurzer Blick in das Grab des Amen-em-inet (TT 277)

11.507 22

Ein kurzer Blick in das Grab des Amen-em-inet (TT 277)

Vorweg etwas allgemeines zu den Privatgräbern von Theben West.
Überwiegend besaß ein Grab einen begehbaren Teil, der dem Totenkult diente,
und einen unterirdischen Teil, der unzugänglich war.
Der Kultbereich bestand aus einen Hof und mindestens einer in das Felsmassiv getriebene Kammer.
Das Grab besaß meist den Grundriß einer umgekehrten T-Form mit Quer- und Längsraum, einer Nische für eine Statue des Verstorbenen.
Einige Gräber hatten auch eine kleine Pyramide vor dem Eingang.
Diese Gräber mit der kleinen Pyramide am Eingang sieht man heute noch überwiegend in Deir el Medine.

War die Qualität des Gesteins gut, wurde gelegentlich die Dekoration der Grabwände in Relieftechnik ausgeführt, zumeist jedoch als Malerei über eine mit Stroh gemagerten Verputzschicht.
In der Regel erlaubt die Größe einer Grabanlage einen Rückschluß auf den sozialen Status des Grabinhabers zu ziehen.

Hier ein kleiner Blick in das Grab des Amen-em-inet der Priester am Totentempel des Amenhotep III. war.
Er führte u.a. folgende Titel:
"Gottesvater im Tempel des Amenhotep III", "Vorlese-Priester", "Wab- Priester" und "Gottesvater im Tempel des Ptah-Sokaris".

Zur Collage:
Oben links:
In insgesamt 4 Registern sind an der nord-östlichen Wand (links vom Eingang) zahlreiche Szenen.
Zu sehen ist hier ein Teil der Begräbnisprozession. Priester und Helfer tragen die Grabbeigaben zum Grab.

Oben rechts:
Ein großer reichlich gefüllter Opfertisch dominiert diese Szene.
Es handelt sich hierbei um ein Brandopfer, das den Göttern dargebracht wird.
Daß es sich um ein Brandopfer handelt ist an den züngelnden Flammen um die Opfergaben zu sehen.
Hierbei werden die Opfergaben mit und gelöstem Weihrauchharz getränkt, welches auf die Brandopferschale gegossen wird, aber auch durch einen Räucherarm, ein kostbar verzierten Löffel mit meist runder Kelle, dessen Stiel in Form eines Entenkopfes ausläuft.
Neben Holzkohle diente flüssiger Myrrhe und der gelöste Weihrauchharz als Brennsubstanz und zur Verhinderung des bei Fleischverbrennung entstehenden üblen Brandgeruches.

Hinter dem Brandopfertisch stehen zwei senkrecht aufgestellte anthropoide Mumiensärge.
In diesen befand sich wahrscheinlich der mumifizierte Verstorbene.
Der geflochtene Bart zeigt an, daß es sich bei dem verstorbenen um einen Mann, handelt, der auch textlich erwähnt wird.
Irritierend ist, daß zwei Mumiensärge gezeigt werden.
Die Ägyptologin Frau Vandier ist der Ansicht, daß es sich um den gleichen Sarkophag handelt, der in zwei getrennten Momenten in der Zeremonie gezeigt wird.
Beide Särge, die übermäßig lang sind, werden mit hohen Papyrusstämmen umrahmt. Am Fuß des ersten sieht man die Frau des Verstorbenen, die in demselben graublauen Kleid wie die Trauernden gekleidet ist.
Mit einer Hand wirft sie Staub auf ihr zerzaustes Haar, ein klassisches Zeichen der Trauer.
Mit ihrem anderen Arm umklammert sie die Beine des Sarkophags.
Hinter den in dieser Szene dargestellten Särgen ist die Stele, die vor der Kapelle stand, in Miniatur dargestellt.
Dahinter befindet sich eine kleine Grabpyramide mit des Verstorbenen vor dem Gott
Re-Harachte in Anbetung vor diesem Gott.

Unten links:

Die obere Szene zeigt den Verstorben Amen-em-inet beim Ausführen einer Trankopferung vor dem Bildnis des auf einem Sockel stehenden König Mentuhotep II., das am Fuße der aufsteigenden Hänge des thebanischen Berges plaziert ist.
Dahinter steht barfuß die Große Königliche Gemahlin von Ramses II.
Hinter ihr liegt die Hathor-Kuh.
Diese besondere Darstellung des Königs Mentuhotep ist bei den thebanischen Gräbern häufig zu sehen.
Es scheint, daß eine göttliche Verehrung von Mentuhotep (XI. Dynastie) von Sesostris III. (König in der XII. Dynastie) gegründet, eine Zeremonie darstellt, die von Amen-em-inet wiederholt wird, welche sich in seiner Periode bereits etabliert hat.

Unten rechts:

Hier ist unten eine Nische zu sehen, in der sich wohl einst eine Sitzstaue des Grabinhabers befand.
Darüber in der Mitte links Osiris von Abydos, dahinter Anubis, in der Mitte rechts Re-Harachte auf einen Thron sitzend, dahinter Hathor, ihnen werden anbetend Opfergaben dargebracht.

Anmerkung: die Abkürzung TT steht für Theban Tomb

Kommentare 22

  • Trautel R. 4. Februar 2017, 18:11

    mehr als interessant deine Information zu der gut gestalteten collage. was du so alles erlebst.
    lg trautel
  • P. Weber 2. Februar 2017, 13:20

    Danke für die umfassenden Infos und die Collage dazu. Finde ich sehr gelungen.
    VG Petra
  • Sabrina Ryter 30. Januar 2017, 13:04

    Sehr schöne Collage und super Infos dazu.
    Sehr interessant anzusehen und zu lesen.
    LG Sabrina
  • Clara Hase 28. Januar 2017, 11:55

    meine Güte, was du alles erkennst aus der Malerei - unglaublich
    ich selbst empfand sie immer als schön im Schulunterricht, spannend auch
    aber wer hat die Zeremonien die dort dargestellt sind schon erklären können.

    M ist ja auch für seine Murales bekannt, und es gibt Künstler die die Farben originalgetreu wieder auffrischen. Auch die Pyramidenbilder sind doch schon sehr verwittert gewesen -
    Auch deren Farben werden gewiss wieder aufgefrischt. Ich glaube das also von Ägypten nicht ganz, dass alles noch so erhalten ist oder die Stellen liegen Kilometer weit im Berg.
    Aber wichtig ist ja nur, dass etwas erkennbar ist und somit gedeutet - gelesen werden kann.
  • † Monika Jennrich 28. Januar 2017, 9:40

    @ The Wanderers,
    die Farben in den Gräbern sind ursprünglich.
    Die Wände wurden "nur" gereinigt. Also vom Staub, Fledermausdreck befreit und ähnliches. Es werden keine frischen neuen Farben angebracht!
    Wände die instabil sind werden aus Sicherheitsgründen gestützt, was dann auch ersichtlich ist.
    Gruß Monika.
  • Jopi 28. Januar 2017, 8:07

    .......hach ja
    Dir ein schönes WoEn
  • Annemarie Quurck 28. Januar 2017, 7:19

    Ein Bilderbuch aus der Geschichte
    Da kann man stundenlang schauen, wie das Leben vor tausenden Jahren in Theben war.
    Es ist wirklich erstaunlich, wie die alten Ägypter ihre Gräber illustrieren.
    Auf jeden Fall sind sie auf diese Art bis in unsere Zeit "unsterblich"
  • The Wanderers 28. Januar 2017, 3:53

    Hi Monika***Ein sehr schoenes Document ist Deine Collage mit der Info. Eines habe ich nicht gelesen, sind die malereien noch ursprünglich oder renoviert, kann mir nicht vorstellen das die farben so vivit über 100 derte Jahre bleiben.
    Gruss Eberhard
  • Jürgen Divina 27. Januar 2017, 23:51

    Wenn die Lage dort nicht so instabil wäre würde ich das unbedingt noch live sehen wollen. Danke für diese wunderbare Collage.
    Lieber Gruß, Jürgen
  • Micha Berger - Foto 27. Januar 2017, 23:51

    ...ein reisesouvenier der besonderen art zeigst du hier eindrücklich.
    klasse deine collage und deine beschreibung
    lg micha
  • Lubeca 27. Januar 2017, 23:48

    Der Detailreichtum der Malerei ist ebenso beeindruckend wie die Tatsache, dass die Bilder nach all der Zeit immer noch so gut erhalten sind, dass man ihre Bedeutung entschlüsseln kann. Wenn Amen-em-inet wüsste, dass man seinen Namen heute noch kennt, wäre er bestimmt hocherfreut. Danke für die ausführliche Info.
    LG Sabine
  • Andreas E.S. 27. Januar 2017, 23:34

    Eine großartige Dokumentation, der du noch eine sehr ausführlich textliche Dokumentation beigefügt hast. So sehr mich diese Fakten interessieren, so habe ich doch inzwischen ziemlich die Übersicht verloren. Toll, dass du die einzelnen Fotos der Collage ausführlich dargestellt hast. Ich finde es großartig, wie du dich so intensiv in die Ägyptische Geschichte und Baukulur eingearbeitet hast. Das hat sicher langes Einarbeiten bedurft.
    Ich wünsche dir ein schönes Wochenende
    LG Andreas
  • Diruwi 27. Januar 2017, 20:45

    Feine Doku-Collage!
    Alles Gute, Dietmar
  • Dorothea P. 27. Januar 2017, 20:35

    Sehr schöne Einzelaufnahmen und (wie immer) eine sehr interessante Information!
    lg, Dorothea
  • Wolfgang Sh. 27. Januar 2017, 19:41

    Ein muss für mich als Fan der ägyptischen Kultur.
    LG Wolfgang