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ein Hauch von Afrika

ein Hauch von Afrika

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Tore Straubhaar


kostenloses Benutzerkonto, Höxter

ein Hauch von Afrika

Abenteuer im Hessenland, Juli 2015

Hoch und runter, ich fahre auf und ab, immer wieder, am Hohen Meissner entlang. Die Gegend gefällt mir gut, aber es ist warm, nein, es ist heiss, sehr heiss. Das ist Afrika, sage ich zu mir. Kein Wunder, ich fahre südwärts. In Sontra mache ich Pause, Wasserpause, Cola, Kuchen, wieder Wasser, ziemlich viel davon. Der Marktplatz gefällt mir gut, besonders die Bäume vor der Kirche, in deren Schatten ich auf einer Bank sitzen und faulenzen kann.

Kurz darauf erscheinen mir die an sich relativ kleinen Straßen immer noch zu groß, vor allem zu sonnig gelegen. In der nächsten Bergaufkurve fahre ich rechts in den Wald, treffe dort auf den X4-Wanderweg, der lobenswerter Weise prima markiert ist. Weiter geht es durch den Wald, im Schatten, ohne auch nur eine Menschenseele zu treffen. Ich fahre durch den Seulingswald, komme bei Heringen noch einmal an die Werra, sehe riesige weisse Kali-Berge.

Mittlerweile bin ich reichlich gar, durcherzhitzt bis ins Mark, so dass ich in Philippsthal eine weitere Wasserpause einlege. Obwohl die Uhr schon fort geschritten ist, ist es heiss, für meinen Geschmack saharaheiss. Ich fahre in das Ulstertal und erreiche die nördliche Rhön. Eigentlich habe ich mir vorgestellt, die Nacht auf einer Rhönkuppe zu verbringen. Nur hat mein Elan, wieder ganz rauf zu fahren, zwischenzeitlich abgenommen.

Da, eine Art Rastplatz, sonst weit und breit keinerlei Bebauung, und die Wiese an dem kleinen Fluss Ulster gefällt mir hier sehr gut. Ich kann baden. Ist doch viel besser, als oben auf dem Berg. Ein Zelt brauche ich nicht, lege mich einfach ins Gras. Na ja, hier gibt es eine beachtliche Population von Nacktschnecken, und merkwürdiger Weise können die ein erstaunliches Tempo an den Tag legen, wenn man erstmal schläft. Dann sitzen sie auf einmal überall.

Es rappelt und zuppelt gehörig um mich herum, als ich versuche zu schlafen. Eine Maus, vielleicht mehrere, evtl. Größeres. Ich sehe nichts, aber ich höre sie … wilde Tiere, Afrika eben. Zum Glück werde ich nicht selbst gefressen, aber am nächsten Morgen muss ich frühstücks feststellen, dass dieses knapper ausfallen wird. Eine Maus oder gar mehrere haben sich während der Rappe- und Zuppelei des Nachts in meine Vorratsradtasche eingearbeitet und kurzer Hand Kleinholz hinterlassen, nur das Brot ist weg, ein größeres Stück davon - Gauner und Halunken!

Zwischenzeitlich war die Nacht im Ansatz ein Wüstentraum. Es war warm, kein Wind hat geweht, über dem Ulstertal bildeten sich Nebel über den Wiesen in Flussnähe. Die Milchstraße über mir habe ich zwar nicht so deutlich gesehen, wie auf dem Bild, aber immerhin sehr deutlich mit bloßem Auge. Wunderbar, eine herrliche Gegend … ein Hauch von Afrika in der Rhön im Hessenland ...

Abenteuer im Hessenland
Abenteuer im Hessenland
Tore Straubhaar

Kommentare 23

  • Manuel Gloger 19. August 2015, 17:58

    Was soll ich sagen? Ich bin begeistert wie immer. Die Kombination von Bild und Text lässt einen deine Abenteuer miterleben. Unter Nacktschnecken und wilden Mäusen die Milchstrasse genießen, das bleibt im Gedächtnis.
    LG Manuel
  • scanpics 14. August 2015, 17:51

    BILD UND TEXT sind unheimlich genial!!! ... und fast nicht zu glauben, dass Du es in der hessischen Savanne erlebt und aufgenommen hast. Die Milchstraße mit der darunterliegenden "benebelten" Grasfläche ist einfach wunderschön anzuschauen.
    LG, Christian
  • Doreen A. 4. August 2015, 23:19

    Tore, Du wolltest doch schon immer mal nach Afrika, oder? Tiere waren da. Nacktschnecken iiiiihhh. Die mag ich nicht. Da kannst Du auch gerne nach Mecklenburg kommen. Hier haben wir auch genug davon. Die Mäuse hatten doch nur Hunger. Wenn dann noch so ein Bote kommt, dann können sie doch nicht Neien sagen!
    ;o))
    Deine Erlebnisse sind schon klasse. Deine Bilder sowieso!
    L.Gr. Doreen
  • DeVo 26. Juli 2015, 21:12

    Vielen Dank für die Info. Ich werde gelegentlich sowas auch mal probieren. Mal sehen wie weit ich komme. Ich werde bereichten :-))

    HG D.
  • Tore Straubhaar 24. Juli 2015, 17:42

    Hallo Detlef,

    vielen Dank erstmal für Deine Anmerkung! Hier sind es 6 Aufnahmen, zweireihig, drei nach leicht unten gerichtet, drei nach oben:

    18 mm Kleinbild, Iso 12800, f 3,5, jeweils 30 Sekunden

    Die Wiese habe ich leider etwas verbockt, da ich das Bild am Tage bearbeitet habe, dann ungeduldig wurde, es abends nicht noch mal kontrolliert habe, und es einfach hoch geladen habe ... ;-). Ich würde noch ein Bisschen verbessern, nächstes Mal. Die Wiese hätte noch eine längere Belichtung als 30 Sekunden vertragen.

    Als ich neulich ( beim nächsten Bild ) bei uns hier einige Stunden unterwegs war, habe ich gesehen, wie die Milchstraße gewandert ist ( oder die Erde, oder wir alle ... bin kein Astroexperte ). Sie ist im Osten aufgegangen, ist dann gewandert nach Süden, geht wahrscheinlich im Westen / Nordwesten unter wie die Sonne ( ich bin dann ins Bett gegangen ). Der deutlich sichtbare Teil der Milchstraße auf dem Foto steht auch im Süden, es war etwa zwischen 1 und 2 Uhr in der Nacht.

    Ich werfe einfach mal einen Link in die Runde, weil die ganze Sache viel umfangreicher ist, als ich es hier beschreiben könnte:

    http://www.lichtverschmutzung.de

    Viele Grüße und ein schönes Wochenende von Tore
  • DeVo 24. Juli 2015, 15:53

    Die Rhön ist mittlerweile auch meine Lieblingeswochenendflucht geworden. Mit nur 100km von Fankfurt ja auch gut zu erreichen.

    Deine Sternenbilder beeindrucken mich immer wieder. Ich frage mich, wie Du die gemacht hast: Welche Belichtungswerte hast Du angewendet? Welche Himmelsrichtung ist das? Wir Stadtmenschen können doch die Milchstraße gar nicht mehr erkennen? Ist das nur eine Aufnahme oder mehrere? Fragen über Fragen.

    Herzliche Grüße
    Detlef
  • Tore Straubhaar 24. Juli 2015, 8:46

    @ aNette,

    ja, ich war mit dem Rad unterwegs.

    Vielen Dank und viele Grüße von Tore
  • magic-colors 24. Juli 2015, 8:40

    Ich nehme mal an, du bist mit dem Fahrrad gefahren? Eine herrliche Geschichte und ein ganz wunderbarer Sternenhimmel. lg aNette
  • Christiane Steinicke 22. Juli 2015, 7:08

    besonders mit dem Bodennebel wirkt das so romantisch, eine wunderbare Aufnahme
    lg
  • Astrid Buschmann 21. Juli 2015, 11:28

    Hallo Tore,
    deine Erzählung ist wieder einmal klasse, aber bei den Schnecken übernachten würde ich doch nicht so gerne, da wär so was wie ein Feldbett (bitte aber a bisserl breiter..:)) allemal angenehmer. Die Temperaturen derzeit lassen eine Übernachung unter freiem Himmel echt zu - wenn man keinen Schiss hat..:)), den hätte ich alleine auf jeden Fall..
    Dein bild dazu ist allerdings auch ein echtes Tore-Schmankerl - superschön, und ich hab in letzter Zeit auch schon mal wieder daran gedacht, nachts auf Achse zu gehen und mal wieder einen Versuch zu wagen.....
    Zumal der Mond noch ziemlich schmal ist.
    Nur ist die Zeit bei mir im Moment ein echtes Debakel..:)

    Liebe Grüße von Astrid
  • Calamita 21. Juli 2015, 8:39

    Wunderbar!!!
    Du weckst Erinnerungen.
    Bei einer Übernachtung auf dem Watzmann haben wir den Himmel bei glasklarer Nacht ähnlich gesehen!(kein Störlicht)!
    Ein absolut beeindruckendes Bild!
    +++
    Gruß, Theo
  • DEIWAT 21. Juli 2015, 7:13

    sagenhafter Himmel und tolle Schärfe Tore, hier bist Du einfach in deinem Element ;-) Gruß Watscheslaw
  • Silvia Schattner 21. Juli 2015, 4:48

    Ein grossartiges Foto ... dieser Himmel, unten die bodennebelige Wiese ...
    Sei froh, dass es wohl nur Nacktschnecken und Mäuse waren, die dich heimgesucht haben und nicht die Wildschweine, die in manchen Gegenden immer dreister werden ...
    LG Silvia
  • Tore Straubhaar 20. Juli 2015, 22:32

    @ Wilfried,

    diese Schneckchen haben es sogar bis an die Weser geschafft ... ;-).

    Danke Euch und eine gute Nacht von Tore
  • Wilfried Humann 20. Juli 2015, 22:31

    Eine spannende Erzählung und ein herrliches Bild. Die Schnecken scheinen in der ganzen Rhön verteilt zu sein, wir haben auch Massen davon im Garten. Da hast du dich also bis in die Rhön vorgearbeitet. So ohne Zelt wäre es mir in der Nacht unheimlich. LG Wilfried