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Bauanleitung für Stacking-Einrichtung im Gelände

Bauanleitung für Stacking-Einrichtung im Gelände

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Ulrich Kirschbaum


kostenloses Benutzerkonto, Mittelhessen

Bauanleitung für Stacking-Einrichtung im Gelände

Bei unserem Flechten-Treffen in der Rhön durfte ich mir Michaels („Vor dem Harz“) umgebauten Makroschlitten, mit dem man den Kamera-Vorschub sehr exakt und in kleinen Schritten vornehmen kann, näher anschauen. Angeregt dadurch – und mit Hilfe eines technisch begabten und phantasievollen Mitgliedes der Mittelhessischen Lichenologischen Arbeitsgemeinschaft (MLA) – sowie eines Maschinenbauers (ich bin im technischen Bereich doppelter Linkshänder!), ist die hier vorgestellte Variante von Michaels Gerät entstanden (siehe Bild 1).
Man beschaffe sich einen Makroschlitten von FOTOMATE (Quenox/Fotomate LP-01; Verstellweg 10cm; z.B. bei Amazon für 13-16 €). Dazu ein Bügel-Mikrometer (z.B. bei OBI für 16 €). Von diesem säge man den Bügel ab (Bild 2) und bohre durch den Rest des Bügels zwei Löcher. Dann setze man diesen durchlöcherten Bügelteil auf die Unterseite des Schlittens und bohre zwei passgenaue Löcher. Mit Hilfe von zwei Schrauben wird nun das Bügelmikrometer am Schlitten befestigt (Bild 3). Bild 3 zeigt das Mikrometer mit völlig eingezogener Vorschubstange. Nun wird die Kamera mit Hilfe der Kameraschraube des Schlittens aufgesetzt und der Schlitten auf dem Stativ befestigt. Durch Drehen an der Mikrometerschraube kann man die Kamera jetzt millimetergenau verschieben (maximal um 25 mm – das reicht für die meisten Blatt- und Krustenflechten aus, um sie vom Substrat bis zum davon am weitesten abgewandten Teil vollständig zu erfassen). Nach Beendigung einer Bildserie dreht man die Mikrometerschraube wieder in die Ausgangsposition zurück und schiebt auch die Kamera in die Ausgangsposition zurück und kann dann mit einer neuen Bildserie beginnen. Weil die Kamera durch die Vorschubstange des Mikrometers nach hinten verschoben wird, ist die Bildfolge umgekehrt, wie bei der Verwendung eines normalen Schlittens (die erste Aufnahme ist also dem Substrat am nächsten). Für Helicon Focus spielt das aber keine Rolle – es berechnet das Gesamtbild auch aus Bildern in umgekehrter Reihenfolge. Sollte dies bei anderen Stacking-Softwares (z.B. CombineZP oder Picolay) nicht so sein, kehrt man die Bilder vor Eingabe in das Programm einfach um.
Noch komfortabler wird das System, wenn man sich einen zweiten Makroschlitten von FOTOMATE mit 24 cm Verstellweg beschafft (LP-02; bei Amazon für 20-26 €) und diesen zwischen den ersten Schlitten und das Stativ platziert. Auf diese Weise kann man eine Grobeinstellung vornehmen, ohne das Stativ verrücken zu müssen. Ob dieses System dann noch stabil genug ist, um meine mittelschwere Spiegelreflexkamera erschütterungsfrei zu tragen, muss ich noch ausprobieren (bei der Systemkamera habe ich da keine Sorgen und bei Verwendung nur eines Schlittens ist auch die SLR stabil).
Fazit: Das System ist leicht, sehr präzise und kostengünstig herzustellen. Mein Dank gilt allen Ideengebern und Helfern.

Kommentare 6

  • Uwe Matzke UckermarkFoto 26. Januar 2017, 15:56

    Vielen vielen Dank. Habe mir jetzt nach dieser Anleitung einen butterweich laufenden Mikrometer-Makroschlitten gebaut. Tolle Anleitung mit großem €-Spareffekt. Danke!
  • Karl Böttger 29. Mai 2014, 14:50

    Danke Ulrich für die Bauanleitung. Das werde ich umsetzen. Einen zweiten längeren Makroschlitten habe ich auch. Das wird super. Bisher waren die Schritte selten gleichmäßig.
    LG Karl
  • Ulrich Schlaugk 29. Mai 2014, 13:37

    Für diejenigen, die technisch weniger draufhaben - wie ich - und die einen ähnlich feinen, millimetergenauen Vorschub brauchen, eignet sich der Schlitten von Manfrotto:

    http://www.amazon.de/Manfrotto-454-Einstellschlitten-extrudiertes-Rendelschraube/dp/B000JLK5QE

    Einen schönen Feiertag
    Ulrich

  • Maria J. 29. Mai 2014, 12:51

    Das ist sicher die ideale Konstruktion für Leute,
    die ein Lupenobjektiv benutzen und mehr als
    50 Aufnahmen pro Bild machen wollen ..!
    Sind Vorschubstange und Bügelmikrometer
    zusammen ein Teil?
    Ich komme schon wieder ganz durcheinander ...!
    Aber heute ist ja auch Herrentag - da müssen wir Frauen nicht auch noch über eingeklemmte Kameraschrauben nachdenken .. ;-)
    Schön übersichtlich ist sie jedenfalls - deine Grafik!
    Einen schönen Tag wünscht Maria
  • Ulrich Kirschbaum 29. Mai 2014, 12:32

    @Uli; den Novoflex-Schlitten benutze ich ebenfalls. Er ist aber schwerer und lässt sich nicht so genau einstellen, wie dieser hier mit dem angebauten Mikrometer. Ist vielleicht nur dann relevant, wenn man mit weit offener Blende möglichst kleine Schritte machen will (und natürlich bei Abbildungsmaßstäben > 1:1).
    Gut finde ich auch, dass der Schlitten bei diesem Verfahren nicht wegrutschen kann, wenn man nicht waagerecht, sondern steil nach unten fotografieren muss (in solchen Situationen muss man den Novoflex vor jeder neuen Aufnahme stark fixieren, was gelegentlich zur seitlichen Verschiebung des gesamten Systems führen kann).
    mfg Ulrich
  • tiedau-fotos 29. Mai 2014, 11:10

    Danke für den Tip, ich benutze einen Macroschlitten von Novoflex - da kommt deine gute Anleitung leider etwas zu spät....
    Es macht richtig Spass damit zu fotografieren und dann das Ergebnis zu sehen
    einen schönen Vatertag wünscht dir dein namensvetter Uli