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Hochbetrieb am Tage im Bw Saalfeld 1980

Hochbetrieb am Tage im Bw Saalfeld 1980

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Hochbetrieb am Tage im Bw Saalfeld 1980

Wir sehen heute kein Superfoto von der Qualität her dafür ein überaus historisches aus einer Zeit die mehr als verrückt gewesen.
Das Foto, keine Nachtaufnahme vom 30.03.1980 muß man sich in aller Ruhe anschauen, auf Entdeckungsreise gehen um es genießen zu können.
Unvorstellbar für Außenstehende das Eisenbahnjahr 1980/81, mit Höhen auf die gleich wieder Tiefen folgten.
Fuhren wir doch glücklich und zufrieden mit unserem Öl 01 und 44ern.
Die Nebenbahnen deckten die Dieselloks der BR 110 ab von denen wir inzwischen immerhin schon weit über 20 Stück hatten.
Ein Sorgenkind von Anfang an war das U – Boot die BR 119, die Fabrikneu wie ihr Spitzname bereits sagt, leider oder Gott sei Dank mehr abtauchten als sich auf den Strecken zu zeigen.

Februar 1980 wurde gemunkelt das Öl wird knapp bei der DR, Rostloks sollen wieder zum Einsatz kommen. Geglaubt hatte es von den Lokpersonalen keiner auch ich nicht.
Meine Rede war immer, „Wenn die erste auf den Hof steht dann glaube ich es“.
Die erste 01 1512 stand in einen furchtbaren Zustand aus Berlin gekommen schon am 08.03. auf den Hof.
Gleich darauf am 10.03. konnte ich die Altbau Museumslok 01 2204 im Bw bestaunen.
An jedem Gerücht ist was Wahres dran was sich wieder einmal bewiesen hat.

Bunt und von allein zehn verschiedenen Baureihen in Dampf und Diesel wird das Bw Saalfeld belagert als ich mit meiner 44 0397 an der Öltankanlage anstand. Um den Tender für meine Tour nach Zeitz aufzufüllen.
Vor mir steht die 95 0009 ( letzte Woche sahen wir ein Foto von Britta )


die zwar ihren Durst gestillt jedoch ohne Personal im Wege steht.
Auch für was gut, so bin ich zu den Foto gekommen.

Im Vergleich zu meinen letzten Nachtfoto mit den angenehmen Ruhe herrscht reger Betrieb im Bw alles ist in Bewegung.
Keine Aufstellung wie auf dem gezeigten schönen Foto von Henning im Bw Eberswalde im selben Jahr 1980.


Noch konnte man die alten fleißigen Preußen sehen in Form von der 95er wie die 95 0009.
Sie übergaben uns den E 802 den von Sonneberg in Saalfeld. Wir hatten dann die Aufgabe den Zug zu verstärken um ihn mit einer 01 und oft 13 Wagen nach Leipzig über Gera zu befördern.
Bei der Rücktour verlief es genau umgekehrt.
Hinter den Galgen, (so wird der Ausleger zum betanken genannt) leider versteckt befindet sich noch die Reko 58 3034 um das Bw zu heizen.
Da es Tag ist sieht man die Lokleitung diesmal sehr gut, den Vorbau über der 110ner von da aus hat der Lokleiter gute Sicht über das ganze Geschehen. Links daneben die zwei Fenster, dort befand sich die Reservestube. Der Aufenthaltsraum für das Lokpersonal.
Im Hintergrund zusehen der bekannte Affenfelsen, (die Brücke) beobachten zwei Eisenbahnfreunde das sich ständig veränderte Geschehen im Bahnbetriebswerk.
Natürlich waren die Leute von der 95er schnell mal in der Kantine um selbst eine Stärkung vorzunehmen. Nach dem ich beiden dort klar machte das auch meine Zeit nicht unbegrenzt ist begaben sie sich zu ihre Lok. Über die Drehscheibe brauchten die Kollegen nicht, es wurde immer mit Schornstein voran Saalfeld in Richtung Heimat verlassen. Nach Rücksprache mit dem Stellwerk fuhren sie über die Verbindung gleich in den Bahnhof. Mir wurde es nicht so leicht gemacht, in einer Sägefahrt ging es auf den Kanal dort wo die 01.5 neben der 44er steht.
Volles Programm, Wasser nehmen, Lok untersuchen nach dem Sand schauen wenn ich schon mal am Sandofen vorbeifahre. Dosierungsmittel nicht vergessen ehe ich mich raus melde zu meiner Leistung nach Zeitz.

Alles verlief zur Zufriedenheit an den Tag, denn folgende Fotos bekam ich noch in den Kasten. In Saalfeld die 01 2204, 58 3034, natürlich die 95 0009 nicht nur einmal, in Triptis begegnete mir die 01 0517, in Weida noch die 01 0505. Angekommen in Zeitz konnte ich die Heizlok des Bw 52 8027 und nochmals meine 44 0397 vorm Zug aufnehmen. Letzten Fotos dann auf der Rückfahrt in Weida 01 0525 und die 44 0397.
Nach immerhin 14.10 Stunden war endlich 22.10 Uhr Feierabend für das Personal nur unsere 44 0397 konnte sich nicht erholen. Mit neuer Besetzung, drehen ging es gleich wieder ab nach Camburg.
Punkt 9.00 Uhr war am Folgetag schon der nächste Dienst, diesmal mit der 44 0618. Was soll ich sagen, in Könitz fuhr mir die 44 0397 vor die Linse.

Ralf

Kommentare 15

  • DR-Junior 14. Juli 2014, 14:03

    Deine Fotos aus SLF und Umgebung sind eine wahre Bereicherung und Freude. Hinzu kommen deine vertexteten Eindrücke und Erinnerungen.
    Dieses Foto hier ist für mich ein ganz besonderes! Es ist mir in vielerlei Hinsicht sehr hilfreich, um ein stimmiges Bw-Umfeld zur DR-Zeit auf der Modellbahn herzurichten. Vorallem ist es eines der wenigen Fotos wo man eine der zwei Tankanlagen gut erkennen und studieren kann. Das hilft ungemein auch bei der Modellumsetzung der Tankanlagen für die 1/87 Öler.
    ...So Ralf, der Bauzug hat das Tankgleis verlassen, kannst deiner durstigen 44 den Fahrauftrag erteilen...
    LG René
  • Der Pufferküsser 18. Oktober 2006, 14:42

    @Thomas+Ralf: ah, der Radaubruder, die kenn ich, steht gerade hier in Gießen eine rum (rot/weiß) - konnte man aus der Ferne nicht so gut erkennen.
    DSO will ich mich auch mal anmelden, da sind wohl noch mehr Leute hier aus der Gegend aktiv - einer davon ist ein Arbeitskollege von mir.
    LG Dietmar
  • Michaela Heckers 17. Oktober 2006, 22:37

    Hi Ralf,
    ich kann mich eigentlich nur noch dem allgemeinen Lob anschließen: In dem Bild kann man wirklich "mit den Augen spazierengehen" - Da ist ein enormer Detailreichtum drin, und Deine Erläuterungen dazu lassen - zumindest mich - Dinge sehen, die ich sonst gar nicht wahrgenommen hätte; Vielen Dank dafür!
    Grüßles, Michaela
  • Ralf Göhl 17. Oktober 2006, 8:55

    Danke Thom@s für die gute Zusammenarbeit, die Frage hast Du richtig beantwortet.

    @ Der Pufferküsser: Es handelt sich um eine Werks 106, hab leider nicht aufgeschrieben ob Maxhütte Unterwellenborn oder Papierfabrik Blankenstein. Saalfeld besaß eine große Instandhaltung für Dieselloks da wurden mitunter nicht DR eigene Loks untersucht.
    Ein schöne 106 auf der ich Dienst machte siehe auch hier.
    http://drehscheibe-online.ist-im-web.de/forum/read.php?17,3111503,3111736#msg-3111736
    Gruß Ralf
  • Thom@s Jüngling 17. Oktober 2006, 5:17

    @Der Pufferküsser: Ich würde denken, das ist eine Rangierlok der Reihe 106, wie sie bei der Reichsbahn sehr verbreitet war, und bis vor wenigen Jahren auch noch bei der DB anzutreffen war.

    Gruß, Thomas
  • Der Pufferküsser 17. Oktober 2006, 1:28

    klasse, dieses Bild und die ausführlichen Erläuterungen darunter.
    Mein Blick bleibt allerdings beim Bild fragend an einer gelben Lok hängen, die vor den beiden 110ern steht und auch wie eine 110er aussieht.
    LG Dietmar
  • Steffen°Conrad 14. Oktober 2006, 18:59

    Deine Einblicke in die Arbeit zu Reichsbahns Zeiten sind immer wieder ein Augenschmaus, Deine Berichte aus dem BW Saalfeld so, das auch der Laie, und nicht nur der Insider erfährt, was nötig war, damit der Reisende in seinen Zug steigen konnte-
    was viele damals machten-den wer hatte ein Auto???
    Und so viele Parallelen zu meinen Zeiten bei der BVB- als die Tatras einen Rekowagen nach dem anderen ablösten...
    mach nur weiter so-
    und es müssen nicht immer Highlights sein, das alltägliche Bild von damals ist heute schon wertvoll !!
    Schönen Sonntag noch
    Steffen
  • Ralf Göhl 14. Oktober 2006, 10:32

    Überraschungen gibt es immer wieder, denn ehrlich gesagt hätte ich nicht geglaubt das ich mit diesen Bild soviel Anerkennung finden werde.

    Wollt mehr oder weniger mal den Unterschied zwischen Tag und Nacht im Bw zeigen.
    Bei einer größeren Einstellung des Fotos wäre es besser rausgekommen.

    Nun steh ich mächtig unter Druck für kommenden Freitag. Bis jetzt habe ich noch keine bestimmte Vorstellung ?
    Jedenfalls freut es mich sehr das meine Fotos die normal nie mehr an´s Tageslicht gekommen wären doch einen Teil von euch gefallen.
    So sage ich dankeschön für euere herzlichen Anmerkungen.
    So oder so, Freitag im "FC",
    Ralf
  • † Rothauge 14. Oktober 2006, 2:59

    Es ist immer wieder interessant, die ausführlichen Erklärungen zu Deinen Bildern zu lesen. Bin ebenso beeindruckt wie meine Vorschreiber, denn als Kind stand ich oft und lange auf der Brücke und hab dem Betrieb zugesehen.

    Gruß Marko
  • Sven Jünger 13. Oktober 2006, 21:22

    Der Text lässt den Betrachter mal wieder mittendrin statt nur dabei sein, Klasse!

    Die verrückten Vorkommnisse der damaligen Jahre lassen sich in vielen Büchern und Zeitschriften nachlesen, man kann es sich heute kaum noch vorstellen! Deine ausführliche Erläuterung führt jedoch zurück in jene Zeit, als die Eisenbahnwelt noch in Ordnung war. Gern mehr davon!

    Gruß Sven
  • Britta Baumann 13. Oktober 2006, 17:12

    Ganz toll, wie Du uns teilhaben laesst an einem Stueck Zeitgeschehen,
    da koennte ich glatt mich weiter rein vertiefen,
    Lieben Dank fuer das Foto ;-)))
    Ich geh jetzt auf Entdeckungsreise in dein Bild,
    LG Britta
  • HD64 13. Oktober 2006, 15:18

    Auch wenn du mit der Qualität deines Fotos nicht zufrieden bist - dein fachmännischer Kommentar macht es über jede Kritik erhaben!!!
    Gruss Heinz-Dieter
  • Herr Ring 13. Oktober 2006, 14:49

    Ein Blickwinkel, wie ihn der "normale" Eisenbahnfreund wohl eher nicht zu Gesicht bekommt.
    Um so seltener sind derartige Bilder.
    Am meisten beeindruckt mich die Vielfalt der eingesetzten Maschinen.

    Gruß Sven
  • Thomas Reitzel 13. Oktober 2006, 14:17

    Wie gewohnt von Dir, ausführlicher text zu einem sehr anschaulichen Bild mit authentischer Dampfatmosphäre, auch wenn da hinten ein paar Ölöfen rumstehen.
    LG Tom
  • Thom@s Jüngling 13. Oktober 2006, 13:29

    Ich staune bei deinen Bildern immer wieder. Zum Einen über die Atmosphäre, die von ihnen ausgeht, zum Anderen über die ausführlichen Erläuterungen, die einen am Bild mehr teilhaben lassen, als nur hinschauen, 'ja, schön' denken, und wieder weiterklicken.

    Kurz gesagt: Ich bin begeistert von Foto und Text.

    Bw Cottbus, Anno 1989
    Bw Cottbus, Anno 1989
    Thom@s Jüngling

    Gruß, Thomas