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Gute Bahnhofskenntnis ist immer von Vorteil Bhf. Krölpa- Ranis (1)

Gute Bahnhofskenntnis ist immer von Vorteil Bhf. Krölpa- Ranis (1)

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Gute Bahnhofskenntnis ist immer von Vorteil Bhf. Krölpa- Ranis (1)

Freitagsfoto 1 !
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Angeregt von “BR 45” > Andys Fotoserie Plandampf Saalfeld - Leipzig 1992 hat mich bewogen zum Bahnhof Krölpa- Ranis selbst noch interessante Hintergründe aufzuführen mit Bildern dazu.

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Egal ob als Heizer oder Lokführer du auf Strecke fährst
nach und nach lernst jede Ecke sowie Besonderheiten, zumindest überschaulische Bahnhöfen, aus dem ff kennen.
Damit nicht genug, du weißt immer wo es da was zu hohlen gibt.
Schließlich sind Lokpersonale weitgehend auch so was wie fleißige Jäger und Sammler immer schon.
Daher kommt auch der vielsagende Ausdruck "Rucksackeisenbahner" aber das wäre eine ganz andere Geschichte.
Bist als gewissenhafter Lokführer auch mit allen Tücken des jeweiligen Bahnhofes soweit bestens vertraut.
Wie zum Beispiel hier.
Gut zu wissen das man in Krölpa- Ranis aus Richtung Pößneck kommend bei Personenzügen höchste Konzentration im Bezug auf eine zielgenaue Landung (Bremsung) gefordert ist.
Gleich mehreren entscheidende Gründe sind da abzuwägen und auf den Punkt zu bringen.
Eigentlich bestärkt es ungemein dein Glückgefühl aufs Neue die Sache voll zu beherrschen.
In die Bahnhöfe reinzufegen sodass die Massen ungewollt freiwillig ein Stück zurück treten.
Im Luftzug stehend denken, “Mensch der fährt doch durch”.
Ja genau und das sollte jeder Meister immer selbstverständlich wissen wo diese Spielchen machbar sind oder besser wo nicht.
Also, verkneifen unbedingt natürlich in den Bahnhof Krölpa.
Egal ob der Fahrdienstleiter dich nach Gleis 1 oder 2 rein fahren lässt.
Dabei am Fenster stehend lässig freundlich winkend dich begrüßt.
Seine Signalbalken zeigen dabei immer trotzig drohend waagrecht “Halt”.
Aber dann genau in dem Moment als deine Räder zum stehen gekommen sind flogen wie zum Schabernack deren Flügel hoch.
Lächeln dich freundlich an so als wollen sie sagen, “na das haste aber wieder fein hinbekommen”.
Ausgenommen es gab eine Kreuzung mit den Gegenzug auf der eingleisigen Strecke.
Wegen der Steigung von Pößneck rüber konntest du den Regler erst relativ spät schließen.
Im Bahnhof selbst viel das Gleis ein wenig ab es wurde nicht von allein langsamer.
Verdammt kurz in Krölpa die beiden Bahnsteige für die oft recht langen Personenzüge.

Anhang zu den Fahrdienstvorschriften Teil I DR Rbd Erfurt 1976 Krölpa
Anhang zu den Fahrdienstvorschriften Teil I DR Rbd Erfurt 1976 Krölpa
Ralf Göhl

Was der Aufforderung gleich kam so fahren zu müssen auf Puffer Signal Abschluss.
Aber um Himmelswillen nur nicht drüber.
Ja gelernt ist eben gelernt.
Doch ich möchte nicht wissen wie oft dort so manchen Meister der Schweiß auf die Stirn kam.

Das Feingefühl für die Bremswirkung des jeweiligen Zuges hinter dir sollte in Fleisch und Blut übergehen sowie den Fingerspitzen stecken.
Wachsamkeit bei einlösigen Bremsen die ein stufenweise anlegen und lösen so gar nicht mitmachen.
Sich erschöpfen könnten bis hin zur Wirkungslosigkeit.
Die Alten Lokführer wissen worüber ich spreche.
Das war es aber immer noch nicht was im Hinterkopf alles beachtet werden sollte.
Verboten zwar dennoch gang und gäbe einen Splint, Nagel oder auch ein Stückchen Kohle im Löseventil des Tenders.
Um ja keine unangenehmen lästige Flachstellen beim bremsen zu verursachen.
Schön und gut alles hat zwei Seiten, schließlich rechnerisch fehlt dir das Bremsgewicht deines Wasser/Kohlewagens.
Dies sollte man nie vernachlässigen.
Dazu der weiterer Unsicherheitsfaktor damals die noch häufig vorhandenen einlösigen Bremsen (weiter oben schon angeschnitten) der im Volksmund auch Genickschusswagen (zwei und 3 achsige Reko Wagen) genannten wurden.
Um den Bremsvorgang mit einen weiteren Fragezeichen zu versehen waren eine Vielzahl dieser Wagen auch noch Plaste- Bremssohlen bestückt.
Siehe Bremszettelbeispiel wo zusätzlich sogar noch eine Bremse ausgeschaltet defekt war.
Im Vergleich Bremsgewicht des Wagenzuges zu Bremsgewicht der Lokomotive muss man letzteres schon mit in die Waagschale werfen.
Ein Bremszettel, den ein Lokführer sich immer genau anschaut
Ein Bremszettel, den ein Lokführer sich immer genau anschaut
Ralf Göhl

Die phantastische Kunststoffbremssohlen Wirkung, aus hoher Geschwindigkeit absolut brauchbar aber im unteren Bereich hatte man das Gefühl einer Unwirksamkeit.
Das allein ließ dich ganz schnell Abschiednehmen von den manipulieren der Tenderlöseventils.
Weil das Tenderbremsgewicht in solch Fällen für dich ein Stück Sicherheit darstellte.
Um dennoch ein stehen der Tenderachsen zu vermeiden konnte man den Heizer bitten bei Bedarf von Hand gekonnt das Löseventil abzuzupfen.
Aber in der Regel brauchte kein Heizer dazu eine Aufforderung.
Missliebige Witterungsbedingungen einzubeziehen war selbstverständlich wie z.B. Nässe und Laub auf den Schienen.
Beim Überfahren der Signale in Gleis 1 oder 2 sah es nicht gut aus wegen der betrieblichen Verhältnissen.

Zum besseren Verständnis Andys Foto zu den Ortsverhältnissen.
Im Bezug auf die Fahrstraße, Signale und kurzen Bahnsteige.

Einmal weil keine Kreuzungen stattfinden könnten, in Gleis 2 ging es letztendlich auf den Prellbock.
In die andere Richtung war zu beachten das die Weichen immer Pfahlfrei zu fahren sind.

Zum Bild:
Leider war das gescannte Dia schon fasst eine Nachtaufnahme gewesen nur mit Mühe so vorzeigbar aufzuarbeiten.
Nun das müsst ihr selbst entscheiden, ich finde es geht gerade noch ?
Was die Momentaufnahme zu bieten hat berechtigt sicherlich in Zusammenhang mit dem Text dies Bild mal zu zeigen ?
Wir sehen die 44 0305 mit den N 66 422 in Krölpa gemütlich durch Gleis 1 rollend.
Während ich mit den Arbeitszug und der 106 777 in Gleis 2 warte.
Ins Auge sticht die urgemütliche ruhige Kleinbahnhof- Atmosphäre dabei unübersehbar der arg krummen Fahnenmast.
Wartend auf den nächsten Gedenktag um mit einer Fahne verziert zu werden.
Wie auf Andys Bild links reinragend noch schön zu sehen ist.
Im dunklen vorm Bahnhofsgebäude kaum sichtbar ein Moped auf seinen Besitzer wartet.
Vereinsamt jetzt die Bank auf Bahnsteig 1 welche mir kurz zuvor zur erbaulichen Entspannung diente.
Doch was ich eigentlich zeigen wollt sind die Ausfahrsignale von dem die Rede war samt der damals üblichen Bahnsteigausführung.

Fortsetzung folgt !

Euer Ralf

Kommentare 5

  • makna 24. April 2015, 14:06


    Nun sehe ich auch Andys Motiv von 03 1010 mit ganz
    anderen Augen: Ob sie wohl richtig zum Halten kam?
    Du hast es ja sehr ausführlich ausgeführt, und dann
    auch noch mit dem Anhang zu den Fahrdienstvor-
    schriften bestens belegt, dass die Bahnsteig- bzw.
    Gleislänge in Krölpa-Ranis Probleme aufwerfen
    konnte, die dann noch größer wurden, wenn
    man die falschen wagen am Haken, die
    Plaste-Bremssohlen am Gestänge oder
    gar Nässe bzw. Laub auf den Schienen
    hatte ... da gehörte also was dazu,
    in diesem Bahnhof "richtig" zum
    Stehen zu kommen !!!

    Und wenn dann auch noch der Schelm von Fdl
    den Flügeln bis kurz vorm Halten weiter die
    Waagerechte gibt, dann wollte man ihm
    am liebsten den Hintern polieren ... ;-)

    Nun - mit Deinem Bauzug hattest Du am Tag
    der Aufnahme dieses Problem nicht - doch
    dafür hast Du es hier sehr gut geschildert:
    Danke wieder einmal für eine wiederum
    sehr erhellende und sehr kurzweilige
    Geschichte aus dem DR-Alltag !!!

    BG Manfred
  • BR 45 20. April 2015, 13:01

    Ralf, es freut mich das mein Foto (danke für`s verlinken)
    Dich zu so einer langen und interessanten Geschichte inspiriert hat. Nun seh ich meinen Fotopunkt von damals mit anderen Augen.
    Der Hingucker auf Deinem Foto ist natürlich dieser herrliche "Bauzug" mit dem Weimarlader auf der "Platte"
    Ich freu mich schon auf die Fortsetzung ...
    Grüsse Andy
  • Ralf Fickenscher 3 18. April 2015, 21:14

    Wunderbares Bild auch die Zugkreutzung kommt ganz Stark.

    Grüße Ralf
  • zwiebelzug2 17. April 2015, 11:06

    Klasse Text wieder und feine Vorlage für den Modellbahner...wenn der Flachwagen auch angeschnitten ist....

    Grüsse
  • Andreas Leipoldt 17. April 2015, 10:18

    sehr schön der Bauzug mit V60 und dem Weimarlader auf dem K-Wagen
    VG Andreas

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