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In Gedenken an Frieda und Willy Ackermann

In Gedenken an Frieda und Willy Ackermann

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K. Nafets


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In Gedenken an Frieda und Willy Ackermann

Es ist schwer zu beschreiben, wer diese beiden Menschen waren und wie sie lebten.

In frühren Jahren (um 1920) waren sie Mitbegründer der Wendepunkt-Gemeinschaft, ihr Motto war:
"Heraus aus der menschlichen, schablonenhaften, entmenschlichten Zivilisation. Erobert euch Grund und Boden, das bringt Nahrung und Gesundheit. Mit einem Volk von Kleinbauern, die intensive Landwirtschaft treiben und sich alle Bedarfsgegenstände, Haus, Kleidung, Geräte selbst herstellen, mit solch einer brüderlichen Gemeinschaft kann keine Ausbeuterklaue etwas anfangen."
1931 fanden sie ein Grundstück in einem Waldgebiet bei Tiddische. Sie entsagten allen Verlockungen der Zivilisation und lebten seitdem
konsequent nur von dem, was sie selbst erwirtschafteten oder gegen Tausch erwerben konnten.
In den siebziger Jahren erschien im "Stern" ein Artikel über die beiden und sie wurden zum Anlaufpunkt vieler jugendlicher Aussteiger.
Doch keiner war bereit, die Mühsal der autarken Selbstversorgung fortzuführen. 1985 starb Willy Ackermann im Alter von 80 Jahren, ein Jahr später folgte ihm Frieda.
Ihr Hof verfällt seitdem, das einst bestellte Land hat die Natur längst zurückerobert und das kleine, buntverzierte Wohnhaus ist in sich zusammengebrochen.

Kommentare 12

  • JanHä 29. April 2017, 18:22

    Ich habe 1984 kurz vor meinem Abi die Schule geschmissen, um bei Frieda und Willy auf dem Weißen Berg zu leben. Januar 1985 bin ich nach 5 Monaten wieder gegangen, weil ich es menschlich nicht mehr mit den beiden ausgehalten habe. Aber letzte Woche habe ich zufällig im Deutschlandfunk das Feature "Wahrheitsmensch und tanzender Messias, Die Hochkonjunktur der Inflationsheiligen" gehört über Louis Haeusser. Und dort kamen viele und lange Original-Tonaufnahmen, in denen Willy zu Haeusser interviewt wurde. Ihn 32 Jahre nach seinem Tod wieder zu hören war eine faszinierende Erfahrung und die kann ich jedem empfehlen, der ihn gekannt oder bei ihm gelebt hat. Mein Leben hat die Zeit mit Willy und Frieda auch bis heute geprägt. Die beiden haben genau das getan, was ich mir vorher immer ausgemalt hatte. Grüße, Jan
  • ballaschk 24. Juli 2014, 8:35

    Offenbar ist nicht alles weg oder kaputt.... es verwandelt sich nur. Es ist geradezu, als wären willy und frieda noch lebendig, in andenken und der erinnerung so vieler Menschen. Das internet machts möglich. Ich war vor ca 30 Jahren bei axkermann etwa zwei wochen und er hat mir in langen stunden seine ganze lebensgeschichte erzählt- so dass ich nach 30 jahren noch im Internet nach ihnen gesucht habe, noch einmal in den wald fahren wollte, um zu sehen ob noch jemand dort ist und das haus noch steht - ich lwohne sonst in brasilien - und dieses foto gefunden habe... Er erzählte wie er barfuss durchs land gezogen ist, frieda kennengelernt hat, von der nazihorde überfallen wurde... Aber auch ich war nur ein verzweifelt suchender 'schlaraffenbruder', wie er die kinder der wohlstandsgesellschaft nannte. Ich konnte soviel kraft, gesundheit, willensstärke und entbehrungsbereitschaft damals nur bewundern. Er hat mir von euch Mädchen erzählt, dass eine von euch die Ziege noch gemolken hat, dass sie im winter mal weggelaufen ist und dass er euch sehr mochte. Willy und frieda sind zwar bei tiddische alleine geblieben, aber sie haben sich immer gewünscht, in einer gemeinschaft zu leben, dass andere mitmachen und weitermachen .... vielleicht konkretisiert sich das noch auf eine unerwartete weise. Ich glaube frieda und willy waren ihrer Zeit voraus.
    Hat jemand noch fotos von willy und dem Haus auf dem weissen berg? Gibt es das manuscript zum gartenbau auf dem weissen berg noch an dem willy geschrieben hat?
    Matthias (mwhhkb@hotmail.com)
  • Birgit Große-Wächter 5. April 2014, 19:00

    Es gibt keine Zufälle...seit einiger Zeit denke ich an die Zeit in Tiddische zurück. Eine Zeit, in der ich sehr glücklich war. Ich bin, als der Spiegelartikel rauskam, hingetrampt. Das waren noch Zeiten. War Im Winter und Ostern mehrmals dort...seit 1980. Schön von dir zu lesen Hilde. Habe das Fotoalbum rausgekramt...da war noch nix digital. Und ja, auch ich habe überlegt, ob ich es im Wald packe. Bin mit Brie nach Wolfsburg geradelt...den Wind im Rücken. Als Willi tot war bin ich noch einmal zu Harte, bei der Frieda damals wohnte...back to the roots...aber mit anderen Vorzeichen. Mal sehen, ob ich Fotos einscannen kann...oder digitalisiere. Und auch ich finde es total schade, dass alles weg bzw. kaputt ist.
  • Hilde Zielinski 11. März 2012, 13:52

    Ich habe mich sehr über dieses Dokument gefreut, denn auch ich habe 1982 ein paar Wochen bei Willi und Frieda Ackermann gelebt. So gibt es wenigstens noch ein Bild, das überlebt. Ich denke, dass es in Willis Sinn war, dass nach ihnen alles wieder in die Natur eingeht. Willi sagte mir immer wieder, wenn es nach ihm ginge, würde er und Frieda am liebsten auf dem eigenen Kompost ihre letzte Ruhe finden. Die beiden waren wirklich ein Teil der Natur, wie man es konsequenter kaum leben kann. Ich bin dankbar, dass ich das erleben durfte.
  • sing with the frog 7. Januar 2012, 9:21

    ...keinen bleibenden Nachfolger...
  • sing with the frog 7. Januar 2012, 0:15

    Moin aus der Nähe von Bremen - kurz bevor Willi gestorben ist hat unsere Land-WG (bei Hildesheim) von den Ackermann`s erfahren, daß sie dringend Hilfe brauchten - gesagt, getan - so haben uns die beiden in ihren letzten Tagen Eindrücke hinterlassen, die wir nie wieder vergessen werden. Mein Leben haben sie jedenfalls für immer geprägt und ich bin ihnen noch heute dafür dankbar.... Nur traurig, daß ihr Platz keinen Nachfolger finden konnte....
  • fynn70 18. August 2010, 18:45

    ich war der letzte, der auf hof ackermann gelebt hat von 1990-1991 davor hat der walter aus karlsruhe 3 jahre dort gelebt. zwischendurch stand das haus 1-2 jahre leer. der winter war hart und ich war zu jung und dumm, um wirklich was auf die beine stellen zu können...
    das haus gehörte der erbengemeinschaft, und die habe das gelände schlussendlich an die jägerschaft verkauft...ich war ca. 2000 noch mal da und hab um willis traum geweint...
    willi selbst ist mit frau und einigen freunden vorher durch die lande gezogen mit einer alten druckerpresse und haben das heftchen "leben auf der landsrasse" herausgegeben mit dem credo "raus aus den städten, rauf aufs land"...
    also im prinzip wie damals die "wandervögel"
    willi ist um den kriegsdienst herumgekommen, weil er durch ein leiden nur mit einem klistier aufs klo konnte, ergo untauglich war. geschichten zufolge, deren wahrheitsgehalt ich nicht bestätigen kann, ist er wohl einige male durch list und glückliche zufälle der deportation entkommen...
  • K. Nafets 17. Mai 2007, 8:51

    Habe folgendes Zitat von Frieda gefunden:

    "Als Willy Ackermann starb, da konnte ich an seinem Grab sagen, dass Hitler mit ihm keinen Krieg machen konnte ... "

    Aber wirklich genaueres weiss ich leider auch nicht.
  • Chrysmo-der-Schäfer 7. Mai 2007, 10:21

    Das würde ja bedeuten, das Willy nicht in den Krieg musste. Kann das stimmen?

    VG chrysmo
  • Helmut Schweiger 11. Februar 2007, 15:48

    Sehr gut & Danke fürs zeigen und erzählen - ich glaube, unsere Zeit ist nicht wirklich eine Gute .
  • Magnomsire 29. Oktober 2006, 11:12

    Schön, das du uns daran erinnern magst, Photographie und Text sind hervorragende Doku, ciao mfo-photo
  • Jan van Daan 19. Oktober 2006, 13:12

    die interessante geschichte, eines außergewöhnlichen lebensentschlusses, durch ein bild zu untermalen begrüße ich!

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