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„Geh doch zurück unter die Isar und steck Deine Katzen ins Heim!“

„Geh doch zurück unter die Isar und steck Deine Katzen ins Heim!“

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Sebastian Unterreitmeier


kostenloses Benutzerkonto, München

„Geh doch zurück unter die Isar und steck Deine Katzen ins Heim!“

Vorstellung der Bewohner des Gnadenackers, den die Stadt München räumen lassen will, weil er die schöne Bundesgartenschau stört. Die Obdachlosen dürfen sich dann ihre Bauwagen für 500E/Stück aus der KFZ-Verwahrstelle abholen.
Dabei ist der Acker Privatgelände und ordnungsgemäß gepachtet! Aber die Nutzung widerspricht dem Baurecht, also sollen die Leute (die hier seit 1996 sehr gut organisiert unter einem gemeinnützigen Verein in Selbstverwaltung leben) weg.
Mehr Infos unter diesem Bild:



Bitte helft den Menschen.
Wir brauchen jede Hilfe, jede Idee und eine Kleinigkeit könnt ihr vielleicht jetzt schon machen:
Geht auf http://www.dieameise-ev.de/ und tragt euch ins Gästebuch ein. Zeigt den Bewohnern, dass sie nicht alleine sind! Danke...


Bei meinem ersten Besuch auf dem Acker brachte mich der Vorsitzende Peter Kranawetvogel zum Wohnwagen von Xaver und murmelte irgendwas von Problemen mit dem Internet. Als wir in den Bauwagen stiegen und ich erwähnte, dass ich da vielleicht helfen könnten, meinte Peter „Ok, schnell die Tür zu!“. Ich überlegte und meinte „Ah, damit die Wärme nicht rausgeht?“ und er „Nein. Damit Du nicht rausgehst.“ und lachte.
Die Probleme waren zum Glück fix behoben und ich sprach mit Xaver über sein Leben auf dem Acker und über das Leben davor.
Gemütlich hat er es sich im Bauwagen gemacht: Ein Bett, Ofenherd, ein alter Schreibtisch mit ein paar Stühlen und ein wackliger Schrank für seine Habseligkeiten.
Oben auf einem Regal liegen zwischen vielen Ordnern des Vereins 2 seiner 3 Katzen zusammengekuschelt in einem Körbchen.
Ich bin mit Tieren aufgewachsen und wieder einmal fällt mir auf, wie tiptop gepflegt und versorgt die 3 sind. Das Gleiche war mir schon bei den Hunden auf dem Gelände aufgefallen - hier würde jeder eher an seinem Essen sparen als seine Tiere hungern zu lassen.

S: Hm, vielleicht stellst Du Dich erstmal kurz vor?
„Hallo, ich heisse Xaver, bin 58 Jahre alt und Ich wohne seit Mai 2003 auf dem Gnadenacker.
Ich bin seit 25 Jahren in München, verheiratet und habe einen Sohn.“

S: Wie bist Du hierher gekommen?
Meine Familie und ich sind vor einigen Jahren nach Österreich gegangen und dort haben wir uns mit einer Frühstückspension selbständig gemacht. Das war leider eine zu große Belastung für unsere Ehe und ich habe mich getrennt um meine Familie nicht noch mehr zu belasten. Ich bin dann zurück nach München, aber mit 55 hab ich hier keine Arbeit mehr bekommen. Tja, dann gings unter die Brücke: 5 Monate hab ich auf der Straße gelebt und unter den Isarbrücken und in den Kaufhauseingängen am Stachus „Platte gemacht“.
Ein Bekannter in der Teestube [Anm.: soziale Einrichtung wo es Essen, Tee, Waschmöglichkeiten gibt] hat mir dann vom Acker erzählt und dann bin ich her und hab mit „Jesus“ [Anm.: Vorsitzender des Vereins] geredet und dann konnt ich am nächsten Tag in den einzigen freien Wagen einziehen.

S: Was bedeutet Dir der Gnadenacker?
Endlich werde ich mal wieder gebraucht. Ich darf hier mitmachen, bin im Vorstand vom Verein und hab immer was zu tun. Es gibt einem einfach wieder einen Sinn, wenn man sich engagieren kann.
Ich hab gelernt, mit wie wenig man leben kann und wie wenig man braucht um glücklich zu sein.

S: Aber einen Computer hast Du trotzdem! :)
Ja schon. Wir haben überlegt was wir mit dem wenigen Geld von Verein machen und eigentlich bräuchten wir einen neuen Generator und vielleicht weitere Bauwagen, aber dann haben wir abgestimmt und einen Computer gekauft und so eine Funkkarte und jetzt mach ich hier die Emails und das Internet und wir versuchen so unsere Lage bekannt zu machen und die Leute zu informieren. Gestern hab ich meine erste Email geschrieben.
Achja, seitdem der Computer da ist, hauts immer mal wieder die Sicherung am Aggregat raus und die anderen sind sauer. (lacht)

S: Was wünschst Du Dir – wie soll es weitergehen?
Ich wünsche mir, dass sich die Menschen da draußen vorstellen können, dass man hier so leben kann und will und, dass das Leben so für uns besser ist, als in einem städtischen Wohnheim. Man muss sich das doch mal überlegen – ich kann doch nicht mit 58 wieder mit einem wildfremden in ein 2-Bett-Zimmer ziehen? Und wo sollen dann meine 3 Katzen hin?

Ich schaue mich im Zimmer um und frage mich was wohl mit seinen ganzen Sachen passieren wird, wenn die Stadt den Gnadenacker räumen lässt.

Weiteres Portrait aus der Serie:

"Lasst den Krüppel doch auf der Straße pennen!"
"Lasst den Krüppel doch auf der Straße pennen!"
Sebastian Unterreitmeier


"Du willst es gemütlich? Dann nimm Dir doch Deine Decke mit wenn wir Dich zwangsräumen!"
"Du willst es gemütlich? Dann nimm Dir doch Deine Decke mit wenn wir Dich zwangsräumen!"
Sebastian Unterreitmeier

Kommentare 19

  • cdcbekjqvbekvb 1. April 2005, 21:21

    oh, entschuldigung, sollte eigentlich nur einmal dort stehen.
  • cdcbekjqvbekvb 1. April 2005, 21:21

    es ist einfach eine riesengroße sauerei, menschen die eine alternative lebensweise haben, derart zu behandeln!!!
  • cdcbekjqvbekvb 1. April 2005, 21:21

    es ist einfach eine riesengroße sauerei, menschen die eine alternative lebensweise haben, derart zu behandeln!!!
  • cdcbekjqvbekvb 1. April 2005, 21:21

    es ist einfach eine riesengroße sauerei, menschen die eine alternative lebensweise haben, derart zu behandeln!!!
  • cdcbekjqvbekvb 1. April 2005, 21:21

    es ist einfach eine riesengroße sauerei, menschen die eine alternative lebensweise haben, derart zu behandeln!!!
  • cdcbekjqvbekvb 1. April 2005, 21:21

    es ist einfach eine riesengroße sauerei, menschen die eine alternative lebensweise haben, derart zu behandeln!!!
  • cdcbekjqvbekvb 1. April 2005, 21:21

    es ist einfach eine riesengroße sauerei, menschen die eine alternative lebensweise haben, derart zu behandeln!!!
  • cdcbekjqvbekvb 1. April 2005, 21:21

    es ist einfach eine riesengroße sauerei, menschen die eine alternative lebensweise haben, derart zu behandeln!!!
  • Nelly Towne 21. März 2005, 23:29

    respekt sebastian!
  • Nicole Kuntscher 21. März 2005, 14:07

    Es ist mehr als traurig...
    Die Menschen dort stören niemanden aber sie sollen weg. Ich hoffe sehr, dass sich noch alles zum guten wendet.
    Im Mai bin ich in München. Ich werde vorbeikommen, wenn hoffentlich alles so bleibt wie es ist.

    Lg, Nicole.

    P.S. Ich hab die Homepage in meinem Profil verlinkt.
  • Herr Bucki 21. März 2005, 13:24

    @Sebastian
    bspw http://www.trott-war.de/ - weiß nicht ob die auch in M präsent sind. Die Zeitung läuft mir hier immer übern Weg. Im wörtlichen Sinne ;))
  • Sebastian Unterreitmeier 21. März 2005, 13:15

    @bucki: ja, genau das wollen wir erreichen, dass durch die publicitiy die räumung gestoppt und endlich ein ausweichgrundstück angeboten wird.
    meine _persönliche meinung_: die obdachlosenzeitungen würden vielleicht helfen, aber dann sägen sie am eigenen ast, denn die sind auch vom wohl der stadt abhängig. aber überregional bzw. aus anderen städten - das könnte gehen. *überleg*
  • Herr Bucki 21. März 2005, 13:07

    @Sebastian
    Und ich könnte mir vorstellen, daß die Stadt M derart publicity nicht unbedingt haben möchte.
    Wobei die Straßenzeitungen natürlich nicht das Medium sind, die die breite Öffentlichkeit erreichen :|
  • Chris Waikiki 21. März 2005, 11:54

    Na das ist dann aber wirklich der Gipfel ... !

    lg Chris
  • Sebastian Unterreitmeier 21. März 2005, 11:53

    oh danke fürs stichwort chris, das hab ich total vergessen!
    der acker ist _privatgelände_ und ordnungsgemäß gepachtet! die stadt will räumen, weil die besiedlung nicht dem nutzungsrecht entspricht!

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