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"Heim des Windes"

"Heim des Windes"

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Ralf Bleckmann


kostenloses Benutzerkonto, Duisburg

"Heim des Windes"

Eine absolute Sehenswürdigkeit ist der Antelope-Canyon in der Nähe von Page. Für mich persönlich steht er selbst den Grand Canyon an Wirkung in nichts nach.
Er gehört zu der Kasse der sog. Slot-Canyons und ist im Grunde nichts anderes als eine tiefe Rinne im Erdreich. Der Antelope-Canyon besitzt einen oberen und einen unteren Teil. Wir haben den unteren Teil besucht. Da das Land auch hier den Indianern gehört, drückt man an einem in der Wüste stehenden "Holzschuppen" das obligatorische Eintrittssalär ab und nach einer kurzen "fast" verständlichen Einweisung begibt man sich auf die Reise in eine andere Welt.

Der Eingang ist ein schmaler ca. 4m langer und an einer Stelle max. 60 cm breiter "Schlitz" im Boden. Kaum etwas deutet auf die phantastische Unterwelt hin. Wenn man nicht gerade die grazile Statur von Rotwild hat, ist nicht einfach, sich mit Kamera und Stativ hindurch zu zwängen. Hat man den Einstieg geschafft, klettert man noch einige kurze Stahlleitern hinunter und befindet sich dann in einem schmalen Gang, dessen rote Wände auf merkwürdige Art verformt sind. Die Hitze der "Oberwelt" ist plötzlich einer angenehmen Kühle gewichen.
Die Erosion von Jahrhunderten hat im Antelope-Canyon Skulpturen wie horizontal wogenden Wellen aus Stein entworfen. Der Raum hat eine fast schon sakrale Atmosphäre. Ein dreidimensionales Labyrinth.
Die beiden Wände sind wie Fahnenbanner im Wind geformt und scheinen einander an einigen Stellen fast zu berühren.
Nur an wenigen Stellen finden sich breitere Plätze, an denen man unweigerlich innehält. Insgesamt jedoch nichts für Klaustrophobiker! Jede Formation scheint ähnlich, jedoch nie gleich. Man ist unweigerlich versucht die Form mit den Händen zu fassen und trifft dabei unerwartet auf eine Sandpapieroberfläche.
Das von oben einfallende Licht variiert das Farbenspiel von einem grellen Gelb am oberen Rand über alle Farbschattierungen von Rot bis zu einem tiefen Blaugrau in Bodennähe.
Der Canyon ist von einem unsichtbaren Fluß gestaltet worden, der sich nur einige Male im Jahr - von einem starken Regenguß gespeist - mit aller Gewalt durch die Enge zwängt. 1997 sind 11 Besucher zu Tode gekommen, weil mehr als 20 km oberhalb des Canyons ein Gewitter niedergegangen ist. Man kann sich gut vorstellen, daß eine Flucht unmöglich ist. Bei der Vorstellung sträuben sich für einen kurzen Moment die Nackenhaare und irgentwie ist man auch wieder froh, wenn man die Oberfläche wieder erreicht hat.

Sofern man es versuchen will, die Eindrücke mit einer Kamera einzufangen,
empfielt es sich umbedingt, ein Stativ mitzunehmen, da die Lichtverhältnisse nicht gang unproblematisch sind. Ferner sollte man um die Mittagszeit hinabsteigen, da dann die Sonne fast senkrecht über dem Canyon steht und an manchen Stellen die Sonnenstrahlen, wie Finger danach streben, den Boden des Canyon zu erreichen.

Die Indianer bezeichnen den Antelope Canyon übrigens als "Heim des Windes" - eine sehr treffende Bezeichnung.

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Exif

Kamera Canon EOS 40D
Objektiv Canon EF-S 17-85mm f4-5.6 IS USM
Blende 7.1
Belichtungszeit 1/30
Brennweite 85.0 mm
ISO 320

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