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Moskau 1986: Entehrung für Stalins Nachfolger

Moskau 1986: Entehrung für Stalins Nachfolger

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Premium (World), Berlin

Moskau 1986: Entehrung für Stalins Nachfolger

Nowodewichje kladbishche – Neujungfrauen-Friedhof:
Nikita Sergejewich Khrushchjow (Nikita Chruschtschow, 1894–1971)

Der Friedhof des Moskauer Neujungfrauenklosters ist der größte Ehrenfriedhof Russlands und war nur an wenigen Tagen zugänglich.
[http://maps.google.com/maps?q=55.724838,37.554206]

Es verwundert nicht, dass der erste sojwetische Staats- und Parteichef nach Stalin, Nikita Chruschtschow, für sein Grabmal
den Bildhauer Ernst Njeïswestnyj wählte, dessen Eltern Stalins politischen Massenhinrichtungen ab 1935 zum Opfer gefallen waren.
Und es verwundert ebenso wenig, dass Chruschtschow der erste und einzige sojwetische Staats- und Parteichef ist,
dem nicht die Ehre zuteil wurde, hinter dem Lenin-Mausoleum an der Mauer des Moskauer Kremls beerdigt worden zu sein.

Chruschtschow versuchte nach dem Tode des Gewaltherrschers Stalin, als neuer Parteichef die sowjetische Gesellschaft zu "entstalinisieren".
Was im Rest der Welt mit positivem Echo aufgenommen wurde, stieß in der Sowjetunion bei Partei und Volk auf Widerstand.
Stalin war wie ein Gott verehrt worden, und nun kam ein "Bauerntrampel" und stieß den Gott vom Olymp.
Als Chruschtschow 1955 auch Staatschef wurde (er löste Malenkow ab), konnte er endlich mit seinen klugen Reformen beginnen.
Unter diesen Aspekten gilt er als ein ideeller Vorläufer von Gorbatschow, ohne jedoch die Überlegenheit des Kommunismus in Frage zu stellen.

Chruschtschow war aber auch mitverantwortlich für den Bau der Berliner Mauer 1961 und die Kuba-Krise 1962.
Der Widerstand gegen ihn verstärkte sich, bis ihn 1966 Leonid Breshnew stürzte.
Chruschtschow verlebte seine restlichen Jahre auf einer Datscha bei Moskau und wurde dann "nur" auf dem Ehrenfriedhof beigesetzt.

Ein Mythos ist, dass Chruschtschow in einer UNO-Rede 1960 mit seinem Schuh aufs Rednerpult gehämmert haben soll.
Wahr ist: Nachdem er wieder Platz genommen hatte, zog er seinen rechten Halbschuh aus und stellte ihn auf seinen Abgeordnetentisch.
Er mimte mit der leeren Hand, wie er demnächst mit dem Schuh auf den Tisch hauen würde, tat es aber nicht wirklich.
http://www.spiegel.de/images/image-17523-galleryV9-gzyq.jpg

Mit Duplikatorvorsatz digitalisiertes Dia,
entstanden während meines Studiensemesters 1. August bis 18. Dezember 1986 in Moskau
mitten in der Gorbatschow-Ära

Kommentare 1

  • Foto-Nomade 3. Juni 2013, 11:26

    Das wurde mir von Wolodja recht bedeutungsvoll erläutert
    und dann gingen wir den Leuten nach genau zu "Nikitovitsch".
    Langweilig ist es dort jedenfalls nicht.
    Mich beschlich immer wieder eine eigentümliche Beklemmnis.
    Wer dort wohl nicht der kalten Tage wegen die Hände in der Jacke hatte ?
    Und es ware viele.

    War Nikita nicht am Ende Traktorist ???
    Er fuhr auf dem Roten Platz auf und ab - und suchte seine Anhänger. :-o)
    ~
    Danke zu

    Darauf habe ich mich lange gefreut.
    Und fast ware es ins Wasser gefallen.
    Schon viermal hat es dort zugeschlagen.
    Der Traum, das Rote Waldvöglein zu fotografieren,
    bleibt 2013 ein Traum.
    ~

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Kamera DSLR-A200
Objektiv Unknown (33 3333 2323 2.3 2.3 23)
Blende 4.5
Belichtungszeit 1/13
Brennweite 50.0 mm
ISO 400