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Jerzy Milewski / Überlebender des KZ-Sachsenhausen

Jerzy Milewski / Überlebender des KZ-Sachsenhausen

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D. Lang


kostenloses Benutzerkonto, Berlin

Jerzy Milewski / Überlebender des KZ-Sachsenhausen

Zunächst einmal sei bemerkt, dass ich mich nicht aus Verbitterung über den Ausgang des Votings noch einmal zu Wort melde. Nach den ersten Kommentaren hatte ich nichts anderes erwartet. Vor dem Ende des Votings wollte ich mich aus einem Grund nicht mehr äußern. Wohlmöglich wäre mir danach noch unterstellt worden, ich wolle Mitleidspunkte sammeln. Deshalb bin ich auch sonst mit meiner eigenen Geschichte nie hausieren gegangen. Daran habe ich mich so kurz vor meinem fünfzigsten Geburtstag im Wesentlichen gehalten. Das hätte ich auch hier und heute weiterhin so tun können. Aber den Triumph mag ich den Wenigen, die mich in den letzten Stunden zur Projektionsfläche ihrer gehässigen Sichtweisen gemacht haben, nicht gönnen.
Als ich mein schwules Coming Out hatte, habe ich von meiner Pflegemutter einen Satz immer wieder gehört: „Damals wärst du vergast worden. Und das wäre gut so gewesen.“ Meine Pflegemutter gehörte zu den Unbelehrbaren. Von da an durfte ich das Badezimmer nicht mehr benutzen, weil ich ein „schwules Schwein“ war. Es war der traurige Höhepunkt einer Kindheit, die von physischer und psychischer Gewalt geprägt war. Vor ein paar Monaten musste ich dann auch noch erfahren, dass meine Kinderärztin, die Chefärztin der Kinderabteilung des Celler Krankenhauses war, während des Euthanasieprogramms Kinder zu Tode gespritzt hatte. Wie reagiert jemand wie ich auf den Gang durch ein Konzentrationslager und auf die Begegnung mit einem Menschen wie Jerzy Milewski? Ganz einfach. Ein Gedanke hat mich seitdem nicht mehr losgelassen. Herrn Milewskis Schicksal hätte vor ein paar Jahrzehnten mein eigenes Schicksal sein können.

Kommentare 105

  • Küster Petra 13. April 2019, 12:45

    Einfach beklemmend. LG Petra
  • Fran Scott 24. Februar 2013, 12:39

    Wow zum Bild und zur Diskussion, die es ausgelöst hat. Scheint ja teilweise so, als ob einige nur eine "Friedefreude-Eierkuchen-Welt" sehen wollen. Für mich hätte das Bild mehr als nur ein Pro bekommen. Es ist nämlich erstens gut gemacht (obwohl das natürlich immer Ansichtssache ist), zweitens ist es eine wirklich einmalige und leider sehr selten werdende Situation, und drittens ein absolut ehrliches Bild. Solang wir solche Bilder haben und dabei noch eine Gänsehaut bekommen, kann sich diese schreckliches Geschichte nicht in dem Ausmaß wiederholen.
    VLG. Fran
  • visionsandpictures 18. Februar 2013, 17:27

    Ein Foto welches unter die Haut geht, sehr schade das es beim Voting so schlecht abgeschnitten hat !!
  • kermitvonoerk 25. März 2012, 23:00

    " Danke fürs ZEIGEN, denn für mich ist es sicherlich sehr interessant und wieder bin ich erschrocken, wie blöd und dumm hier diese Menschen sind, die Photos beurteilen. Es zeigt doch, dass diese nicht mit ZEITGESCHICHTE umgehen können.
    Ich finde es sehr mutig, als Überlebender nochmal an den Ort zu kommen, wo man fast ermordet wäre, wo soviel Unheil und Schrecken passiert ist....Wenn ich mir das da oben alles durch lese...muss ich leider sagen, dass ich mich dafür schäme...Landmann zu sein.

    VG

    Oerk
  • Prosecco666 8. März 2012, 13:30

    Warum wird es manch einem gerade hier in der fc so schwer gemacht, wenn man mit seinen Bildern was Persönliches aussagen möchte? Ist das nicht sogar der eigentliche Grund, warum man hier seine Bilder veröffentlicht?

    Ich wollte zunächst keinen Kommentar zu dieser unnötigen Diskussion abgeben, um dem Bild eine nicht noch größere, unnötige oder falsche Plattform zu bieten. Ich denke, dass dies auch nicht im Sinne von Dirk ist.

    Aber um ihn zu stärken, spreche ich ihm und vor allem Jerzy Milewski meinen größten Respekt aus!

    Es bleibt nur zu hoffen, dass Herr Milewski oder andere Häftlinge, die so etwas miterlebt haben und einem auf eine solche Art und Weise das Ganze weiter vermitteln, vom „geistigen Dünnschiss“ einiger Leute nie etwas mitbekommen werden.

    W!LL!
    PS: Entschuldigung, dass ich als „Free-Member“, der mit jedem seiner Fotos auch etwas auszudrücken versucht, das Wort ergriffen habe
  • Arno M 8. März 2012, 10:53

    manche sollten sich gar nicht äußen, wenn sie schon zum bild nichts zu sagen haben...
    unfassbar, was für leute hier unterwegs sind... !
  • Verena 8. März 2012, 10:46

    heidek, ich glaube nicht, daß Menschen, die einen anderen nicht persönlich kennen, wissen was für denjenigen besser ist.
  • heidek 8. März 2012, 10:39

    Wie sang Wolf Biermann doch vor Jahren? "Wer legt
    sich schon auf den Tisch so hungriger Leut`"? Deine
    Kindheitserfahrungen sind wirklich furchtbar. Aber warum erzählst Du das Menschen, die Du nicht einmal persönlich
    kennst? Besser wäre für deren Aufarbeitung doch sicher
    eine Selbsthilfegruppe o.ä. Zum Foto selbst möchte ich
    mich nicht äußern. Dazu fühle ich mich nicht kompetent genug.
    Gelassene und sehr freundliche Grüße
    heidek
  • Verena 8. März 2012, 10:01

    Thema, Bild, deine Worte +!

    Diskussion -!
  • josef543 8. März 2012, 9:10

    Auch unabhängig von Deiner Erklärung finde ich dieses Portrait sehr eindrucksvoll und das ganze Bild sehr aussagekräftig! Sehr beeindruckend!
  • † Ute Allendoerfer 7. März 2012, 9:16

    meine Hochachtung vor allen Beteiligten. Danke dafür. LGute
  • Ilse Jentzsch 7. März 2012, 9:01

    Danke, Herr Lang!
    Und ich muß eingestehen, daß ich bei der Thematik (Juden) immer sehr dünnhäutig bin und von daher manchmal viel zu scharf reagiere.
    Es freut mich, daß wir gewissermaßen jetzt Frieden geschlossen haben.
  • D. Lang 7. März 2012, 8:54

    Liebe Frau Jentzsch,
    Ihre Entschuldigung ist jetzt bei mir angekommen. Vielen Dank! Also: Schwamm drüber. Ich habe ja auch zur Kenntnis genommen, dass Sie eingegriffen haben, als von jemand anderem der Vorwurf kam, es handele sich um ein gestelltes Foto und vielleicht nicht einmal um einen ehemaligen Häftling. Gestern war ich sehr dünnhäutig und habe noch jedes Wort auf die Goldwage gelegt. Stimmt schon, was monster-photoart schrieb - eine Nacht darüber schlafen hat tatsächlich geholfen.
  • Ilse Jentzsch 6. März 2012, 22:06

    Herr Lang!
    Ich zitiere Sie hier mal:
    >>>Im Eifer der Diskussion sind Ihnen ein paar Worte herausgerutscht, die Sie jetzt vielleicht bereuen. Es hätte mich gefreut, wenn Sie das auch zugegeben hätten.
  • Diamonds and Rust 6. März 2012, 21:07

    @ dongbide: Danke für Deine klugen und richtigen Worte. Diese müssen so oder so ähnlich jeder Generation wieder neu gegeben werden. Diese Vergangenheit darf nie wieder Deutschlands Zukunft werden!
    @ D.Lang: Vielen ist jetzt deutlich geworden aus welchen persönlichen Überlegungen heraus Du so empfindlich reagiert hast. Nochmal danke für das Zeigen des Bildes.
    @ all: das Bild ist nun nicht in die Galerie eingezogen. Das erscheint mit auch nicht so wichtig.
    Wichtig erscheint mir, sich an diesem und anderen Bildern immer wieder das, was war, ins Gedächtnis zu rufen um die eigene Position immer wieder überprüfen zu können.
    carlos