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Wilde Nandus im Norden Deutschlands – wie lange noch? (01)

Wilde Nandus im Norden Deutschlands – wie lange noch? (01)

Sabine Streckies 01


Premium (World), Offenbach am Main und Weilrod im Weiltal

Wilde Nandus im Norden Deutschlands – wie lange noch? (01)

Seit vielen Jahren besuche, beobachte und fotografiere ich die wild lebenden Nandus in Nordwestmecklenburg, dicht an der Grenze zu Schleswig Holstein. Im letzten Abendlicht sind sie besonders schön – aber wie lange noch?
Nun sollen in Schleswig Holstein in Abstimmung mit dem Bundesamt für Naturschutz und dem Land Mecklenburg-Vorpommern trotz bestehendem Artenschutzabkommen zehn Tiere geschossen werden dürfen. Begründung: Man will feststellen, was die Tiere fressen. Und dies, obwohl die Nandus seit langer Zeit mit Behördenauftrag aus Mecklenburg-Vorpommern von einem Fachmann beobachtet werden ....

Nandus fressen Raps, unbestritten. Die Behauptung, dass dabei ein Schaden von 30.000 Euro für einen Landwirt entstanden sein soll, erscheint absurd. Nach meinen Beobachtungen und denen von anderen zupfen Nandus hier und da ein Blatt und ziehen sodann auf den riesigen Ackerflächen weiter. Natürlich kommt im Bauch der schweren Tiere einiges zusammen – der Raps wächst jedoch nach und ist nicht die einzige Nahrungsquelle. Auf weitere Erläuterungen/Beweise zur These des Abfressens ganzer Vegetationsbestände in Mooren bin ich gespannt – ich jedenfalls habe Nandus bisher als ausgesprochene Liebhaber trockener und Vermeider nasser Untergründe erlebt.

Ebenfalls bedenklich ist die kursierende Behauptung, Nandus hätten Kraniche bei der Jungenaufzucht gestört. Häufig schon habe ich Nandus und Kraniche auf dem gleichen Acker beobachtet: man ignoriert sich und bevorzugt im Übrigen unterschiedliche, spezielle Örtlichkeiten zur Brut und Jungenaufzucht. Und selbst wenn es mal zu einer unfreundlichen Begegnung gekommen sein sollte: In anderen Gebieten beklagen Landwirte die Zunahme von Kranichen sowie ein vermehrtes Verweilen im Winter in dessen Folge die Vögel des Glücks ihnen die Erträge wegfressen – offensichtlich dreht man Sachverhalte, wie es gerade passt. Wer Kraniche wirklich schützen will, hätte zunächst ein ergiebiges Betätigungsfeld im Aufklärungs-, Hundehalter- und Spaziergängerbereich. Ehe man die Nandus verdächtigt, besonders geschützte Arten zu verdrängen, sollte man erst einmal die Auswirkungen menschlicher Flächenbeanspruchungen sehr genau unter die Lupe nehmen.

Nicht zu vergessen werden solle auch die Tatsache, dass den letzten beiden harten Wintern mit teils meterhohen Schneeverwehungen fast alle Jungvögel des jeweiligen Jahrgangs zum Opfer gefallen sind. Ein Prozess der wieder einmal zeigt, dass die Natur vieles „wie von selbst“ regeln kann und zumindest derzeit weiterer menschlicher Eingriff entbehrlich ist.
http://www.neues-deutschland.de/artikel/203871.aus-der-pampa-auf-rapsfelder.html
http://www.jaegermagazin.de/aktuelles/detail.php?objectID=4555&class=62
Nordwestmecklenburg, 30.03.11
Nikon D300, Nikkor AF S 4/500 VR

Kommentare 5

  • Jacky Lo 4. November 2011, 18:21

    es war mir gar nicht bekannt das solch große laufvögel bei uns im norden leben......sehr schön und wichtig deine informationen dazu.....ich denke die natur als autarkes system würde vieles selber regeln.....wenn man sie läßt und rücksicht nehmen würde......
  • HS-Photo 2. November 2011, 17:59

    Na da hat bestimmt jemand eine üppige Spende für den nächsten Wahlkampf, den nächsten Betriebsausflug o.ä. der Behörde geleistet? Schaut man sich die ganzen Sommerfeste und die damit verbundenen Spenden an, ist so ein Gedanke doch gar nicht abwegig, oder? Andererseits haben Nandus doch gar kein Geweih, das man sich protzend an die Wand hängen kann. Auch kein Fell für vor den Kamin. Willys Idee mit dem Biosprit hat natürlich auch was: Egal, schönes Bild!

    LG HS
  • Katrin Windszus 2. November 2011, 17:19

    Auch dieses Foto ist einfach wunderbar.
    Danke für die Infos. Ich hoffe, viele Menschen lesen das und setzen sich damit auseinander - im positiven Sinne FÜR die Tiere.
    LG Katrin
  • Sabine Streckies 01 2. November 2011, 16:51

    Hallo Willy,
    die Vorfahren und vielleicht sogar einzelne Überlebende der heutigen Nandu-Population sind 2000 aus einer - wie man in Nordwestmecklenburg berichtet - "problematischen" Zuchtanlage in Schleswig Holstein durch einen Fluß nach NWM geflohen .....
    Gruß
    Rheinhilde
  • Willy Brüchle 2. November 2011, 16:37

    Das geht natürlich nicht, dass uns diese Einwanderer den Biosprit wegfressen... Aber wahrscheinlich wird es darauf rauslaufen, dass die Tiere eingezäunt und gezüchtet werden, um sie zu schlachten. Natürlich nur zu wissenschaftlichen Untersuchungen, wie die Wale in Japan. MfG, w.b.