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Ruth Hutsteiner


Premium (World), MYK

Palazzo Pfanner

Der Palazzo Pfanner geht auf das Jahr 1660 zurück. Damals gab die Familie Moriconi, die dem Luccheser Handelspatriziat angehörte, den Bau des Palazzo in Auftrag. Schon bald gerieten die Moriconi in wirtschaftliche Schwierigkeiten und waren gezwungen, den Bau im Jahr 1680 an die Controni zu verkaufen. Auch sie waren als Seidenhändler ins Patriziat aufgestiegen. Die Controni erweiterten das Bauwerk: Zum Ende des 17. Jahrhunderts ließen sie die monumentale Treppe anlegen, wahrscheinlich nach Plänen des Luccheser Architekten und Ingenieurs Domenico Martinelli (1650-1718), der für seine Tätigkeit an den europäischen Höfen in Wien und Prag bekannt war. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts gaben sie die Neugestaltung des rückwärtigen Gartens in Auftrag, höchstwahrscheinlich an Filippo Juvarra (1678-1736). Zur selben Zeit verpflichteten sie örtliche 'Quadraturista'-Maler für die Freskierung der Gewölbe über der Monumentaltreppe und im Innern des herrschaftlichen Wohnbereichs.
Die Geschicke der Familie Pfanner verknüpfen sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit der jahrhundertealten Geschichte des Palazzo. Felix Pfanner, ein Bierbrauer aus Hörbranz (Österreich), allerdings aus bayerischer Familie, erwarb Schritt für Schritt den gesamten Komplex, nachdem er hier im Jahr 1846 ein Brauhaus eingerichtet hatte - das erste im Herzogtum Lucca und eines der ersten in Italien. Die historische 'Birreria Pfanner' mit Brauerei und Bierausschank nahm Garten und Kellerräume des Palazzo ein. Sie wurde 1929 geschlossen.

Bis heute befindet sich der Palazzo im Besitz der Familie Pfanner, die mit großem Einsatz seit 1995 die Restaurierung des Bauwerks betreibt. Darüber hinaus sorgt sie für die Aufwertung des Palazzo durch die Öffnung für den Publikumsverkehr und die Organisation von Ausstellungen und Konzerten.

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