Grafische Gestaltung


Die grafische Gestaltung eines Fotos, auch als Bildkomposition bezeichnet, ist eine der Grundlagen, um ein ansprechendes und als harmonisch empfundenes Foto zu erstellen. Das bedeutet natürlich nicht, dass diese Gestaltungsregeln zwingend umgesetzt werden müssen. Auch die bewusste "Verletzung" einer Gestaltungsregel kann zu einem ansprechenden Foto führen; dies sollte aber aus dem Foto - ohne zusätzliche Erklärungen - entnommen werden können. So ist es hingegen vergeblich, zufällig entstandene Schnappschüsse, die die Regeln nicht einhalten, als bewusste Verletzung eben dieser Regeln nachträglich "schönzureden", denn der Betrachter kann dies normalerweise sehr wohl unterscheiden.

Ein häufig zu beobachtender Fehler insbesondere bei Einsteigern, aber nicht nur dort, ist, zu viele Linien, Strukturen und weitere Elemente ohne nachvollziehbare Anordnung im Bild unterzubringen bzw. übersehen zu haben. Dadurch entsteht ein mehr oder weniger großes Chaos, so dass das Auge des Betrachters Mühe hat, das Motiv zu erkennen, die Bildaussage zu entschlüsseln oder einfach nur das Bild entspannt zu betrachten, weil einem immer etwas Störendes ins Auge springt.

Mit folgende Gestaltungsregeln kann man sich an die Komposition seiner Aufnahme heran tasten:

Inhaltsverzeichnis

Linien

Hierbei geht es um die Anordnung von markanten Linien im Bild. Die bekannteste Linie in der Landschaftsfotografie ist der Horizont. Diese Linie sollte z.B. immer waagerecht sein, insbesondere wenn der Horizont durch eine Wasserlinie gebildet wird. Hinzu kommen senkrechte und waagerechte Linien die im vorgefundenen Motiv markant sind und diese Linien bilden die Grundlage für die Bildkomposition. Doch waagerechte und senkrechte Linien stehen für statische Gestaltungsweisen. Die wichtigste Linie in der Bildgestaltung bleibt die Diagonale. Diese Linie steht für Dynamik. Die Diagonale ist der schnellste Weg die Bildfläche(Rechteck) mit den Augen(als Betrachter) zu erforschen.


Die Linienführung im Bild ist das hilfreichste Mittel für den Betrachter sich unbewusst zurecht zu finden. Sehr wirkungsvoll ist es oft, wenn sich Linien oder Linienkreuzungen in der Nähe des goldenen Schnittes befinden. Der goldene Schnitt ist eine optimale und mathematisch berechnete Trennung einer Linie im Verhältnis: 3/5 oder 5/8 oder 8/13... oder 144/233. Je näher wir dem optimalen Wert kommen um so harmonischer erscheint uns diese Trennung. Genaue rechnerische Grundlagen sind bei Wikipedia (Goldener Schnitt) nachzulesen. Da aber nicht nur Linien harmonisch geteilt werden können befasst sich auch der goldene Schnitt damit, wie verschiedener geometrischen Figuren zueinander im Verhältnis stehen. So geht unser Fotopapier schon als rechteckige Grundform ein Verhältnis mit seinem Bildinhalt ein. Bildinhalt und Grundfläche erlangen eine Proportion. So ist der goldene Schnitt immer ein proportionale Angelegenheit wie jedes Verhältnis in der Gestaltungslehre.

Strukturen

Unterschiedliche Oberflächen haben unterschiedliche Strukturen. Der Fotograf kann sich das zunutze machen, indem er diese Strukturen bewusst in das Foto einbezieht. Insbesondere regelmäßige Muster sind bestens geeignet, als Hauptmotiv in ein Bild genommen zu werden. In Kombination mit der diagonalen Anordnung oder auch verschiedener Farben kann so aus auf den ersten Blick banalen Motiven ein ansprechendes Foto werden. Die Kunst liegt oft im Weglassen überflüssiger Details!

Kann man den eigentlichen Gegenstand oder eine Gruppe von Gegenständen gar nicht mehr als solche erkennen, sondern nur noch die Oberflächen- oder Lagestrukturen, dann bewegen wir uns in den Bereich der abstrakten Fotografie hinein.

Blickfang

Jedes Foto sollte grundsätzlich einen Blickfang haben! Ausnahmen bewegen sich dann eher in Richtung der abstrakten Fotografie. Der Blickfang ist jenes Motivdetail, auf das das Auge des Betrachters zuerst fallen sollte. Dazu eignen sich natürlich markante Gegenstände, einzelne Personen, Tiere, aber auch markante Linien und / oder Strukturen. Der Blickfang sollte so gewählt werden, dass das Auge von dort aus das gesamte Bild erforschen bzw. erleben kann. Deswegen legt man sehr oft auch den Blickfang in den goldenen Schnitt. Auch durch die Reduktion der Schärfentiefe (Tiefenwirkung (http://www.fotocommunity.de/info/Tiefenwirkung)) kann ein Motivdetail zum Blickfang gestaltet werden.

Vorder-, Mittel- und Hintergrund

Fotografien zeichnen sich dadurch aus, dass sie zweidimensional sind. Man kann also in einem Bild nicht in die Tiefe schauen. Um einem Motiv aber dennoch einen Eindruck von Tiefe zu geben, kann man durch bewusste Einbeziehung von Gegenständen (Personen, Tieren etc.) im Vordergrund den Eindruck von Tiefe erzeugen. Das typische Motiv ist hierbei sicher das Bild einer weiten Landschaft und ein ins Bild hinein ragender Ast oder eine die Landschaft beobachtende Person. Auf der anderen Seite kann ein gut gewählter Hintergrund das Hauptmotiv unterstreichen oder eben nicht zu sehr von ihm ablenken.

Farben

Farben sind natürlich das A und O der Farbfotografie. Ohne jetzt in die Tiefe der Farblehre einzusteigen, sollte der Fotograf aber einige wenige wichtige Regeln kennen:

Es gibt warme Farben (gelb, orange, rot) und kalte (blau, grün, violett).

Viele Farben im Motiv machen das Bild zwar schön bunt, aber oft auch überladen. Die Konzentration auf eine einzelne Farbe ggf. durch geringe Unterstützung durch eine passende Zweit- oder Drittfarbe bringt oft mehr Ruhe ins Bild.

Sehr wirkungsvoll ist das Kombinieren von Komplementärfarben, also den Farben, die sich auf dem Farbkreis gegenüber stehen, also z.B. blau und gelb oder grün und magenta.

Perspektive

Perspektive ist gleichbedeutend mit dem Standort des Fotografen. Beim Ändern der Brennweite ändert sich die Perspektive nicht. Die übliche Ansicht eines Motiv entsteht aus der so genannten Augenperspektive, also stehend und die Kamera vors Auge gehalten. Das gleiche Motiv kann aus der Froschperspektive ganz anders wirken, wenn also die Kamera in der Nähe des Bodens gehalten wird. Eine weitere Alternative ist die Vogelperspektive, die man z.B. schon von einer Stehleiter aus erzielen kann.

Moderne Kameras mit Zoomobjektiven verleiten dazu, ein Motiv von einem einzigen Standort heran zu zoomen. Oft können aber schon wenige Schritte weiter viel bessere Bedingungen herrschen, so dass das Motiv völlig anders oder ohne störendes Beiwerk abgelichtet werden kann.

Der Umgang mit verschiedenen Perspektiven kann z.B. gut erlernt werden, wenn man an einem Tag z.B. nur mit einer einzigen Brennweite fotografiert.

Verteilung hell-dunkel

Nicht nur die Farben entscheiden über die Bildwirkung, sondern auch die Verteilung von hellen und dunklen Flächen; man denke nur an das berühmte Licht am Ende des Tunnels. Es gibt Fotos, die bestechen durch deren harmonische Verteilung an hellen und dunklen Flächen, andere durch extreme Kontraste von hell und dunkel ggf. in Kombination mit markanten Formen oder Strukturen.


Besteht das Motiv überwiegend aus hellen Tönen, spricht man von High-Key-Aufnahmen, besteht es hauptsächlich aus dunklen Farbtönen, von Low-Key-Aufnahmen.


Und zum Schluss möchte ich noch eine allgemeine Gestaltungsregel nennen, die ich irgendwo einmal bei einem berühmten Fotografen aufgeschnappt habe:

Wenn dir dein Bild nicht gefällt, dann gehe näher heran!

Viel Erfolg beim Umsetzen dieser Ratschläge!


(Diese Seite erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Deswegen sind Hinweise, Verbesserungen, Ergänzungen oder andere Beiträge gern gesehen.)

  Letzte Änderung: 21:26, 4. Jan 2011 von . Basiert auf dem Text von Wolfgang Ortmann und H. Howe und anderen. - Aufrufe: 54021
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