bezahlte hides - ist das noch naturfotografie?

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Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 1 von 102
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moin zusammen,

inzwischen ist es ja ziemlich "in", sich in bezahlte hides zu setzen. rangertours oder bence in ungarn bieten sowas an.

meine etwas provokate frage: ist das noch naturfotografie? wo fängt es an, beliebig zu werden, wenn die bilder jederzeit und vom jedem reproduzierbar sind. bei vielen bildern sehe ich aufgrund der perspektive und der exif-daten, wo die gemacht sind. solche bilder gewinnen sogar preise! wo ist da noch die (natur)fotografische leistung?

es gibt leute, die lehnen sogar tarnzelte ab. gut, das ist wohl das andere extrem. aber einen kommerziellen anbieter solcher hütten zu buchen - also ich weiß nicht. ich suche mir meine motive immer noch selbst, nutze meine naturerfahrung und artenkenntnis. auch das macht den reiz der naturfotografie für mich aus.

für mich hat das was von treibjagden der ehemaligen DDR-staatsführung, wo denen das wild vor die flinte getrieben wurde. oder die bilder aus den gamefarmen.
K.G.Wünsch K.G.Wünsch Beitrag 2 von 102
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Brauchst gar nicht nach Ungarn schweifen das Gute liegt so nah - google mal nach Eisvogelansitzen... Und nein, für mich ist das Zoofotografie, nur dass der Fotograf hinter den Gittern sitzt...
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 3 von 102
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Zitat: K.G.Wünsch 30.07.19, 19:53Zum zitierten Beitraggoogle mal nach Eisvogelansitzen

hatte ich vergessen - klar, kenne ich. w.d.peest usw.

Zitat: K.G.Wünsch 30.07.19, 19:53Zum zitierten BeitragUnd nein, für mich ist das Zoofotografie, nur dass der Fotograf hinter den Gittern sitzt...

netter vergleich, zutreffend.

grundsätzlich: das sind natürlich schöne bilder, die da entstehen. aber andererseits nichts anderes, als studiofotografie. ich erinnere mich an bilder von fischottern, die bei bence gemacht sind. die sehen für mich irgendwie alle gleich aus. angefütterte tiere mit inszeniertem licht. wer sowas in der freien natur hinbekommt - kompliment! denn ich weiß sehr gut, wie schwer es ist, einen fischotter zu fotografieren. in diesem jahr habe ich ihn binnen 5 wochen ca 10x gesehen. aber das war es auch. der ist so scheu und heimlich.
effendiklaus effendiklaus   Beitrag 4 von 102
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Fotografisch abschießen finde ich immer noch besser, als mit Flinte.
Namibia ist mit Jagdfarmen gespickt.
Osteuropa bietet auch solche "Safaris" an.

Persönlich bevorzuge ich den heimischen Hausgarten.
Opiumhöhle? Opiumhöhle? effendiklaus 25.05.19 16
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 5 von 102
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Zitat: effendiklaus 30.07.19, 20:55Zum zitierten BeitragFotografisch abschießen finde ich immer noch besser, als mit Flinte.

das ist nicht die frage. sondern für mich eine der fotografenethik. und diese diskussion darf man gern mal führen. hat es z.b. ein so renomiertes blatt, wie das NG nötig, solche bilder zu prämieren? wo sie doch sehen müssen, wie das ausgezeichnete bild entstanden ist. damit wird dieser arbeitsmethode auch noch vorschub geleistet, weil es andere fotografen dann auf die gleiche weise versuchen werden. dabei heißt es doch immer so schön: vor dem erfolg steht der schweiß der mühe. es geht also nicht mehr um die naturfotografische leistung, sondern nur noch um das ergebnis. das dumme: je reproduzierbarer die bilder werden, umso mehr sinkt die leistung. damit bewegen wir uns als naturfotografen auf bereiche zu, wie man sie im höhenbergsteigen seit gut 20, 30 jahren kennt: eine kommerzialisierung über dienstleister, die ich dafür bezahle, das sie mich auf den 8000er hoch und wieder runter bringen.

das solche bilder immer ihre berechtigung haben werden, steht außer frage. ich denke da nur an die verwertung über agenturen. die bieten an, was der markt verlangt. und der anwender fragt nicht, wie ein bild entstanden ist.

bei wettbewerben ist das für mich ein anderer schuh. denn was wird denn bewertet, wenn solche inszenierten bilder gewinnen? wie gut man die natur und deren bewohner manipulieren kann. wie geschickt man in der lage ist, es so aussehen zu lassen, als wäre es ein unbeeinflusstes naturfoto.
Dietrich Kunze Dietrich Kunze   Beitrag 6 von 102
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Gleich vorweg: ich bin kein Wildtierfotograf, habe aber aus einigen der hier gelaufenen Threads mitbekommen, dass in diesem Genre praktisch alles davon abhängt, sich das Wissen über die Eigenarten der bevorzugten Spezies anzueignen, um die Orte zu finden und die richtige Zeit, wann die zu anzutreffen sind. Des weiteren braucht es einen nicht unerheblichen Aufwand an Zeit und v.a. Geduld und Geschick, um dann tatsächlich den richtigen Moment zu erleben und ablichten zu können. Fotografische Technik und Knowhow dürften im Vergleich dazu einen deutlich kleineren Anteil haben.
Deshalb finde ich Dein Unbehagen durchaus nachvollziehbar, wenn man sich diese "Ochsentour" durch Buchung der einschlägigen Plätze erspart. Letzlich gibt man eine fremde Leistung als die eigene aus; die eigene Leistung besteht vielmehr zu gutem Teil im Hinblättern der erforderlichen Geldscheine. Vielleicht wäre es angemessener, die abzulichten ...

Zitat: Photonenbändiger 30.07.19, 21:33Zum zitierten Beitragdie ich dafür bezahle, das sie mich auf den 8000er hoch und wieder runter bringen.

Dieser Vergleich hinkt allerdings gewaltig. Kein kommerzieller Anbieter kann Dich "da hochbringen".Viele scheinen das zu glauben, aber dieser Schwindel fliegt spätestens dann auf, wenn es nicht mehr so gut läuft und der "Traumberg" so richtig die Zähne zeigt.
Dann merkt jeder Bezahl-8000er-Aspirant, dass die enormen Gefahren seines Unternehmens mit in die Rechnung gehören und da hilft kaum noch eine Begleitmannschaft; dann passieren Dinge wie 1996 oder dieses Frühjahr am Everest.

Aber nix für ungut, ich stimme mit Deiner Intention in diesem Thread überein.
naturfreak85 naturfreak85 Beitrag 7 von 102
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Wenn man es ganz genau nimmt, dann ist Naturfotografie in DE kaum umsetzbar. Denn auch viele Wälder, Gewässer usw. sind künstlich erschaffen und haben mit Natur wenig zu tun. Aber so genau will ich es nicht nehmen...sofern der Bestand natürlich ist und die Umgebung natürlich ist und man Tiere beim normalen Verhalten, natürlichen Licht usw. fotografiert, dann ist es für mich reine Naturfotografie. Bei dem genannten Beispiel würde ich von manipulierter Naturfotografie reden.
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 8 von 102
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Zitat: Dietrich Kunze 31.07.19, 14:03Zum zitierten BeitragDieser Vergleich hinkt allerdings gewaltig. Kein kommerzieller Anbieter kann Dich "da hochbringen".Viele scheinen das zu glauben, aber dieser Schwindel fliegt spätestens dann auf, wenn es nicht mehr so gut läuft und der "Traumberg" so richtig die Zähne zeigt.
Dann merkt jeder Bezahl-8000er-Aspirant, dass die enormen Gefahren seines Unternehmens mit in die Rechnung gehören und da hilft kaum noch eine Begleitmannschaft; dann passieren Dinge wie 1996 oder dieses Frühjahr am Everest.


der verglich hinkt nicht, recht hast du trotzdem. viele, die ein solches ziel anpeilen, meinen, mangelhafte vorbereitung und mangel an willen dazu durch ausrüstung und ausreichend bezahlbarem personal kompensieren zu können. was in diesem jahr am everest gelaufen ist, weiß ich nicht (war selber auf tour, da habe ich andere sorgen), aber die geschehnisse von 1996 sind ja bekannt. man braucht nur mal die berichte von jon krakauer lesen - reicht.

Zitat: naturfreak85 31.07.19, 15:41Zum zitierten BeitragWenn man es ganz genau nimmt, dann ist Naturfotografie in DE kaum umsetzbar.

das kann ich leider so nicht stehen lassen. denn ich arbeite ausschließlich in D! es gibt nicht ein bild von mir, welches im ausland entstanden ist. und das ist auch nicht nötig. wer will, kann sogar das "wilde" leben in der stadt dokumentieren. vom fuchs, waschbären, reh, milan, marder usw angefangen, bis hin zu regenpfeifern, gottesanbeterin, heldbock, hirschkäfer, unken und orchideen findet man da so ziemlich alles. viele arten sind erstaunlich anpassungsfähig und belastbarer, als man glauben möchte. deine aussage stimmt insofern, dass es kaum noch vom menschen unbeeinflusste areale gibt. das heißt aber nicht, das dort keine naturfotografie im klassischen sinne stattfinden kann. ich kenne städte, da fliegen die seeadler rum und brüten kraniche. was meinst du, wie lange ich mit dem rad fahren muss, um einen eisvogel oder biber zu sehen? 5 minuten! und ich wohne so ziemlich genau im zentrum dieser 80 000 einwohner-stadt!
naturfreak85 naturfreak85 Beitrag 9 von 102
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Wo keine Natur im klassischem Sinn, da keine reine Naturfotografie.....wollte ich auch damit sagen. Wir leben ja eher in einer Kulturlandschaft und daher schließt sich das schon aus....wenn man es ganz genau nehmen würde

Richtige Natur kenne ich gar nicht. Bin meist an Gewässern unterwegs....künstliche Baggerseen, Bäche, die umgebaut wurden und die Wälder werden ja auch bewirtschaftet und künstlich erschaffen mehr oder weniger.

Ansonsten ja...die Tiere passen sich natürlich an. Auch interessant wie unterschiedlich die sich je nach Einfluss des Menschen verhalten. Und fürs Bild machts dann auch keinen Unterschied optisch, ob es ein "künstlicher", aber auch gleichzeitig natürlicher Lebensraum ist oder echte Natur.
Turrican Turrican Beitrag 10 von 102
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Zitat: naturfreak85 01.08.19, 07:40Zum zitierten BeitragWo keine Natur im klassischem Sinn, da keine reine Naturfotografie.....wollte ich auch damit sagen. Wir leben ja eher in einer Kulturlandschaft und daher schließt sich das schon aus....wenn man es ganz genau nehmen würde

Wenn man es so sieht gibt es überhaupt keine Naturfotografie mehr. Wir leben im Antropozän. Für mich hört echtes "Wildes Leben" schon mit anfüttern durch den Fotografen auf. Die Stadtfüchse und Vögel sind für mich mehr "Wildes Leben" und Naturfotografie als die angefütterten Greifvögel oder Singvögel. Bei den Ansitzen ist es ähnlich wobei ich selber gerne öffentliche Vogelbeobachtungspunkte nutze die sind aber auch anders angelegt.
joachimx joachimx Beitrag 11 von 102
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Echte Naturfotografie hat viel mit Geduld und Ausdauer zu tun. Der Fotograf wird ja an die Tiere herangeführt. Des weiteren sollte man den gleichen Ort ( Wasserfall, Seen, Flüsse ) zu unterschiedlichen Jahreszeiten besuchen da sich in der Natur das Licht und die Temperatur stetig ändert. So entstehen vom gleichen Ort verschiedene Bilder.
Mike46 Mike46 Beitrag 12 von 102
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Hallo,
ich denke es hängt davon ab was man unter Naturfotografie versteht, wenn es bedeutet das man Wildtiere in ihrer natürlichen Umgebung fotografiert, dann ist es egal ob man den Ansitz selber gefunden hat oder dafür bezahlt, denn das Tier ist ja nach wie vor Wild.
Wenn man die ganze vorarbeit mit einbezieht, dann nicht.
Sasa Laperashvili Sasa Laperashvili Beitrag 13 von 102
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Naja, ich hatte mehrmals Angebote, nach Ungarn, oder Rumänien mitzufahren, habe bis jetzt aber nie wahrgenommen. Auch wenn ich oft im Zelt sitze, leiste ich immer eine große Vorarbeit.
Suchen, bestimmen, zählen, bei Ornitho melden, Platz suchen, ansitzen - fotografieren.
Eine Hütte zu bezahlen, und aus der Nähe, oft auf der Augenhöhe (die Hütten sind teilweise tief unter der Erde) seltene Vögel zu fotografieren reizt mich weniger. Ich kenne aber Fotografen, welche mit Wildlife den Lebensunterhalt verdienen (über Stock, Zeitschrifte, Jägerschaften etc.), welche an solche Hütten sehr oft angewiesen sind, da die Konkurrenz z. Z. sehr groß ist.
Jeder kennt z. B. Fischadler Fotos mit einem riesen Fisch in den Fängen. Diese Fotos entstehen meistens aus einem Boot. Die Fischadler werden vom Boot aus täglich gefüttert und dabei kann man gegen einer hohen Gebühr die Szenen auch fotografieren. Dies finde ich nicht so schlimm, wie diese Hütten, da hier eine gewisse Herausforderung, das Können im Flug fotografieren zu können benötigt wird. Außerdem sind diese Stellen meistens in der wilden, unberührten und schönen Natur... So was betrachte ich schon als Wildlife und würde es auch gerne machen.
Gruß
Sasa
Silvie Manzen Silvie Manzen Beitrag 14 von 102
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Klar doch. Schließlich kommt es nur auf das Ergebnis an und nicht auf den Weg dorthin. Selbst ein geklautes Bild ist genauso schön und lässt sich genauso gut vermarkten wie ein eigenes - solange der Urheber nix dagegen tut.
Ehemaliges Mitglied Ehemaliges Mitglied Beitrag 15 von 102
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Zitat: Silvie Manzen 02.08.19, 21:01Zum zitierten BeitragSchließlich kommt es nur auf das Ergebnis an und nicht auf den Weg dorthin.

eben nicht! einen guten naturfotografen macht mehr aus, als sich in eine hütte zu setzen, wohin man die motive gelockt hat. siehe:
Zitat: Dietrich Kunze 31.07.19, 14:03Zum zitierten Beitrag habe aber aus einigen der hier gelaufenen Threads mitbekommen, dass in diesem Genre praktisch alles davon abhängt, sich das Wissen über die Eigenarten der bevorzugten Spezies anzueignen, um die Orte zu finden und die richtige Zeit, wann die zu anzutreffen sind. Des weiteren braucht es einen nicht unerheblichen Aufwand an Zeit und v.a. Geduld und Geschick, um dann tatsächlich den richtigen Moment zu erleben und ablichten zu können. Fotografische Technik und Knowhow dürften im Vergleich dazu einen deutlich kleineren Anteil haben.

und weiter:
Zitat: K.G.Wünsch 30.07.19, 19:53Zum zitierten BeitragUnd nein, für mich ist das Zoofotografie, nur dass der Fotograf hinter den Gittern sitzt...

mal angenommen, es wäre physikalisch möglich, sich mit einem heli auf dem everest absetzen zu lassen, nur um sagen zu können "ich war mal oben".

klar - auch ich arbeite ergebnisorientiert. aber nicht so!

und so auch nicht:
Zitat: Sasa Laperashvili 02.08.19, 12:27Zum zitierten BeitragJeder kennt z. B. Fischadler Fotos mit einem riesen Fisch in den Fängen. Diese Fotos entstehen meistens aus einem Boot. Die Fischadler werden vom Boot aus täglich gefüttert und dabei kann man gegen einer hohen Gebühr die Szenen auch fotografieren.

seit wann bezahle ich für meine ergebnisse?
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