Papierbelichtung von Digitalfotos

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Thomas Mausgrau Thomas Mausgrau Beitrag 1 von 10
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Hallo zusammen,

in analoglastigeren Foren würde mein Tun als Blasphemie eingeordnet.
Seit einiger Zeit probiere ich gelegentlich ein wenig herum mit dem Ausbelichten digital gemachter Aufnahmen auf klassisches SW-Papier. Möglichkeiten gibt es dazu abseits der Großlabore und Minilabs mehrere, z.B. der Druck eines Negativs auf Overheadfolie und die normale Vergrößerung davon, bzw. das Erstellen eines Kontaktabzuges, sofern der Drucker das hergibt.

Hier aber der Versuch das Bild mit Haushaltsmitteln direkt von der Datei auf SW-Papier zu bringen.

Werkzeuge dafür sind PC, Smartphone, Vergrößerer und die übliche Dunkelkammerausstattung.
Als Vergrößerer nehme ich unser Familienerbstück Liesegang Rajah III aus den 1950ern. Es geht wahrscheinlich auch jeder andere Vergrößerer wenn man Negativbühne, Kondensor und Filterschublade raus nimmt.

Von vorne
Ausgangsbasis ist ein beliebiges Digitalfoto.
In PS oder einer anderen Bildbearbeitungssoftware wird der gewünschte Ausschnitt in etwa ausgewählt. Dann wird das Bild in SW umgewandelt. Dieses SW-Bild wird umgekehrt in ein Negativ und dann gespiegelt, so daß es auf dem Bildschirm seitenverkehrt dargestellt wird. Ansonsten ist der Abzug nachher seitenverkehrt.

Danach wird das Bild auf das Smartphone kopiert. Weitere aufwendige Vorverarbeitungen kann man sich zunächst sparen.
Das von mir verwendete Smartphone hat ein 4“-Display und mit ca. 5,4 x 8,7 cm fast die Maße eines klassischen Mittelformatnegativs. Damit ist es wie gemacht für den Vergrößerer.
Die Auflösung beträgt allerdings nur 800 x 480 Bildpunkte. Das ist wenig. Ideal wäre eher ein Gerät mit 4,5“ oder 5“ Full HD Display, habe ich aber nicht.

Das Smartphone wird statt der Negativbühne mit dem Display nach unten in den Vergrößerer geschoben, so daß das Bild des Displays auf die Grundplatte bzw. auf das Papier projiziert wird.
Für das Smartphone habe ich aus Pappe einen kleinen Träger gebaut, damit beim Einschieben in den Vergrößerer keine Berührungen des Bildschirms mit der Hand oder dem Metall stattfinden, die irgendeine Funktion auslösen können.
Das Display stelle ich auf fast volle Helligkeit und den Timeout für das Display auf wenigstens 5 Minuten.
Das gibt genügend Zeit für die Einstellarbeiten und die Belichtung des Papiers.
Diese Einstellungen saugen natürlich am Akku, aber dafür gibt es ja Netzteile.
Ohne Netzteil sollte man den Akkuzustand im Auge behalten, denn die Akkuwarnung kommt garantiert dann, wenn man gerade ein Bild belichtet.

Die Ausbelichtung geht fast wie beim Negativ. Man hat zwar keine Schaltuhr oder einen Schalter, aber da hier mit sehr wenig Licht gearbeitet wird, verdecke ich einfach mit der Hand oder einem Stück Pappe die Optik des Vergrößerers während ich mit der anderen Hand das Papier in den Rahmen einlege. Streulicht kann man hier vernachlässigen weil das Display im Vergleich zur Opallampe eher wie ein Grablicht wirkt. Das führt auch zu langen Belichtungszeiten.
Für 10 x 15 oder 13 x 18 cm große Abzüge hatte ich bisher Zeiten zwischen 20 Sekunden und einer Minute, bei größter (offener) Blende.
Belichtet wird durch wegziehen der Hand und wieder zuhalten der Optik. Bei den langen Belichtungszeiten kommt es nicht so genau. Wenn man einen Objektivdeckel oder einen Rotfilter hätte ginge es auch einfacher.

Wenn das Papier dann im Entwickler liegt ist genug Zeit das Smartphone auszuschalten. Wie gesagt, Streulicht spielt keine Rolle.

Wie man mit dem Kontrast des Bildes umgeht hängt vom verwendeten Papier ab. Da hilft vermutlich nur Probieren um die richtige Gradation von Papier mit fester Härte herauszufinden. Ich verwende zur Zeit Foma Variant ohne Kontrastfilter. Dafür ist zu wenig Licht da und ich weis auch nicht, wo der Filter hin sollte.
Mit diesem Papier wird die Darstellung sehr hart. Deshalb muß ich vor dem Überspielen des „Negatives“ auf das Smartphone in Photoshop den Kontrast auf etwa -40 setzen. Hier findet vermutlich ein (für mich) nicht berechenbares Zusammenspiel von Displaykontrast, Farbe der Displaybeleuchtung und der Reaktion des Papiers auf beides statt.

Ergebnis
Natürlich ist das Ergebnis mit einem Abzug vom Negativ nicht zu vergleichen. Dafür sorgen schon die gerade mal 250.000 Bildpunkte, die am Ende auf das Papier geschickt werden und der geringe Kontrastumfang des Displays.
Nachgezählt kam ich bei einem 10 x 15 Abzug auf ca. 100 Bildpunkte / Zoll.

Immerhin, wenn man das Raster des Displays auf dem Abzug erkennen kann, weis man daß man vernünftig scharf gestellt hat.

Das Display sorgt noch für ein anderes Problem. Die Stege zwischen den einzelnen Punkten des Displays sind schwarz. Was bei der Positivdarstellung eines Bildes vorteilhaft ist, wirkt sich bei der Ausbelichtung leider negativ aus. Die Stege werden auf dem Papier weis und machen das Bild insgesamt wieder etwas flau. Aber, bei dem Display meines nach heutigen Maßstäben ollen Samsung handelt es sich im Vergleich zum Stand der Technik auch eher um ein Einfachdisplay. Vielleicht sind die aktuellen Displays da schon wieder besser.

Ja, das Ganze ist nur eine Spielerei.
Warum habe ich das gemacht?
Weil ich wissen wollte was dabei heraus kommt.


Gehört zum Beitrag: Papierbelichtung von Digitalaufnahmen auf SW-Papier Gehört zum Beitra… Thomas Mausgrau 25.03.15 0
magirus4 magirus4 Beitrag 2 von 10
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Klasse !
Eine super Idee !

Aber aufgrund dieser Idee sollte das iPad auch für direkt Kopie gehen.
Dank für diesen Gedanken .

Schönen Tag noch Bernd
Thomas Mausgrau Thomas Mausgrau Beitrag 3 von 10
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Danke, hatte ich auch mal probiert.
Ein Kontaktabzug direkt vom Display eines Galaxy-Tab ist fehlheschlagen.
Da kam zu viel Licht von allen Seiten.
To.Bi To.Bi Beitrag 4 von 10
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Ich versuche mir gerade vorzustellen, in welchen High-End-Bereich man mit Retina-Displays vorstößt ;-)
Aber lustige Idee, Danke!
Thomas Mausgrau Thomas Mausgrau Beitrag 5 von 10
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Retina-Display? Dann stellst du die Linhof in die Vitrine.
Reinhard Becker Reinhard Becker   Beitrag 6 von 10
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Das erinnert mich an meine ersten Versuche in den 90er Jahren, den Bildschirm abzufotografieren... War damals mit Röhre und PAL Auflösung aber ziemlich ernüchternd. Wäre heute mit einem FullHD oder gar UHD monitor sicher eine viel bessere Lösung...

Gibt es eigentlich noch Anbieter von Filmbelichtungen? Habe ich Ende der 90er bis Anfang 2000 sehr oft genuzt, um von digitalen Bildern ordentliche Negative oder Dias zu bekommen. Mit meinem ersten großen Epson war das Thema dann vorbei.
Hermann Klecker Hermann Klecker   Beitrag 7 von 10
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Fehlt eigentlich nur noch eine App, die die Einstellungen per Dauer-Licht vereinfacht und die das Bild als Negativ millisekundengenau darstellen kann.
Thomas Mausgrau Thomas Mausgrau Beitrag 8 von 10
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Arbeitest du nicht sowieso gerade an einer Fotoapp? Das wäre doch eine nette Zusatzfunktion. Die App braucht dann entweder eine Datenbank mit allen Möglichen Vergrößerer, Objektiv, Papier und Größeninformationen oder eine Funktion mit der die Frontkamera das projezierte Bild mißt und automatisch Zeit, Helligkeit und, wo wir schon dabei sind, den passenden Kontrastfilter einblendet.

Zum Beitrag von R.Be. Fernsehbilder habe ich in den 80ern auch mal abfotografiert. Das Ergebnis war zu der Zeit besser als nix.
Aber ich habe es letzte Woche noch einmal ausprobiert, mit der Idee mit Hilfe eines aktuellen Fernsehers aus dem Digitalfoto zumindest ein SW-Negativ zu erzeugen.
Ein Full-HD Bild sollte als Auflösung wenigstens für 13x18 reichen. Also Kamera vor den Fernseher und Bilder abfotografiert. Die Negative sahen auf den ersten Blick auch nicht schlecht aus, sind aber ziemlich hart. Mit etwas Einstellarbeit kann man vielleicht etwas daraus machen.
Lord Zinker Lord Zinker Beitrag 9 von 10
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www.fojo.me

Die bieten sowas mit App an.
Jan Böttcher Jan Böttcher Beitrag 10 von 10
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Tschäh, ohne die Äpp müßte man irgendwie einen Weg finden, Bilder seitenverkehrt darzustellen und man bräuchte ein Stück schwarze Pappe um die Belichtungszeiten zu regulieren ... eine nahezu unlösbare Aufgabenstellung.
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